unterm strich
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Wo Theaterleute ihr Publikum in private Wohnungen einladen, ist es kaum erstaunlich, dass auch Galeristen ihre Sammler in ihre Galerien karren wollen. Es braucht den Event, will man Aufmerksamkeit. Um diese Erkenntnis kommt man nicht herum. Zwar möchte man meinen, Berlin sei, was die zeitgenössische bildende Kunst angeht, durchaus ein stetig wiederkehrender Punkt auf dem Terminkalender der Sammler, Museumsleute und Kuratoren. Doch wie es mit Terminen so geht: Man schiebt sie und schiebt sie, und erst wenn einem gesagt wird, hier und jetzt und heute wird das und das zu sehen und zu feiern sein, macht man die Sache fest.

Diesen Sachverhalt anerkennend – und in Anbetracht des neuen Direktflugs New York–Berlin – haben sich 21 Berliner Galerien zusammengetan und das vergangene Wochenende zum Kunstwochenende in der Hauptstadt erklärt. Sie haben keine Kosten gescheut und die auswärtigen Kunstsammler eingeladen, die sie dann mit einem Shuttlebus durch die Stadt gefahren und sie mit einem prächtigen Abendessen im Museum für Kommunikation verköstigt haben. Darüber hinaus zeigten sie natürlich schöne Galerieausstellungen, die sich zu einem interessanten, hoch informativen Panorama zeitgenössischer Kunst zusammenfügten. Neben Klassikern wie László Moholy-Nagy bei Kicken, Dieter Appelt bei Thomas Schulte oder Chuck Close und Franz Gertsch bei Haas & Fuchs traf man auf bekannte Namen wie Jorge Pardo bei Neugerriemschneider oder Georg Herold bei Max Hetzler und schließlich auf die Newcomer wie den neuromantischen schottischen Maler Christopher Orr bei Arndt & Partner oder Martin Dammann, der bei Barbara Thumm die fotografische Luftaufklärung im Zweiten Weltkrieg „Über Deutschland“ künstlerisch bearbeitet.

Aufklärung über die besten deutschen Musikvideos gab es am Samstag bei den 51. Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen. Den mit 2.500 Euro dotierten 1. Preis erhielt das Regiekollektiv „Zeitguised“ aus Stuttgart für das Video „The Zoo“ der Band Funkstörung. Begründung: Hier werde mit Technologie eine poetische Landschaft geschaffen, in der Züge tanzen und Boote auf Dächern schwimmen. Der 2. Preis ging an Markus Wambsganss aus Berlin für das Video „Lightning Bolts & Man Hands“ von Hymies Basement für eine schnörkellose Geschichte ohne Specialeffects, die trotz ihrer Einfachheit im Gedächtnis bleiben wird. Den 3. Preis erhielt Corine Stübi aus Köln für „Rocker“ von Alter Ego mit seinen „provokativen Bildern zwischen gutem und schlechtem Geschmack“.