Nahverkehr mit drei Türen

MOBILITÄT Mit einer Smart-Flotte will der Autoverleih car2go den urbanen Verkehr umkrempeln. Auch die BVG verspricht sich von dem Projekt Vorteile

Noch stehen sie ordentlich aufgereiht am Potsdamer Platz, bald werden sie überall im Stadtgebiet verteilt sein: Die blau-weißen Smarts der Autovermietung car2go. Das Tochterunternehmen der Stuttgarter Daimler AG startete im Jahr 2009 in Ulm und ist heute weltweit in 13 Städten präsent. Jetzt folgt Berlin: Ab Ende April werden 1.000 Autos in der Stadt verfügbar sein, so viele wie an keinem anderen Standort sonst.

Das Prinzip ist einfach: Nach der Registrierung für 9,90 Euro können die Kunden mit jedem verfügbaren Auto losfahren und es irgendwo im Stadtgebiet wieder abstellen – feste Stationen gibt es nicht. Eine Smartphone-App zeigt an, wo gerade freie Autos stehen. Die Miete beträgt 29 Cent pro Minute, Kraftstoff, Parkgebühren und 20 Freikilometer inbegriffen. „Unser Konzept ist besonders auf kurze, innerstädtische Fahrten ausgerichtet“, erklärt der Geschäftsführer Robert Henrich.

Kurze, innerstädtische Fahrten: die erledigen viele Berliner lieber mit Bus und Bahn als mit dem Auto. Beworben werden die car2go-Smarts dann auch mit dem Slogan „Das erste eigene öffentliche Verkehrsmittel“ – offenbar will man vor allem Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs als Kunden gewinnen. Doch die BVG empfindet car2go gar nicht als Konkurrenz, im Gegenteil: Sie ist als Partner beteiligt. „Das Projekt ist eine Ergänzung unseres bereits bestehenden Angebots. Der Kunde soll aus möglichst vielen Verkehrsmitteln wählen können – dazu gehören auch Autos“, sagt Vorstandsmitglied Henrik Falk. Für BVG-Kunden soll es Ermäßigungen geben. Langfristig sei eine elektronische Gesamt-Fahrkarte geplant, die dann sowohl für Bus und Bahn als auch für Mietauto oder -rad gelten soll.

Während die Fahrzeugflotte der Firma anderswo bereits ausschließlich elektrisch betrieben wird, gibt es in Berlin zunächst nur konventionelle Autos. Die Umstellung auf Elektroautos sei zwar geplant, im Moment mangele es aber noch an Ladestationen, so Robert Henrich. Trotzdem ist car2go eines der Kernprojekte der Bewerbung Berlins an dem von der Bundesregierung ausgeschriebenen Wettbewerb „Internationales Schaufenster Elektromobilität“.

Das Land begrüße den Start von car2go in der Hauptstadt und erhoffe sich hiervon einen wichtigen Beitrag zu nachhaltiger Mobilität, sagt dazu der SPD-Staatssekretär für Verkehr und Umwelt, Christian Gaebler. Man werde das Projekt deshalb auch wissenschaftlich begleiten, um Erkenntnisse über neue Verkehrskonzepte zu gewinnen.

MALENE GÜRGEN