HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER
: Auspacken

Eingepackt in Anorak und warme Hose. Mit Schal, Mütze, Handschuhen – wie man es so ist, wenn man acht ist, danach vielleicht nie wieder. Ihr Großvater zieht ihr für die Bahnfahrt Mütze und Schal und Handschuhe aus, vom Anorak macht sie den Reißverschluss auf, will auch ihn ausziehen. „Lass den mal an, die anderen haben ja auch ihre Jacken an.“ Ihr Pullover ist dunkelgrün und hat eine Schleife mit einem Glöckchen. Sie trägt einen Zopf und ganz viele glitzernde Haarspangen.

Ganz wenig spricht sie, sieht ununterbrochen den Hund vom Sitz gegenüber an, der sie jedoch nicht anguckt, weder nach der ersten Station, noch nach der zweiten. Bei der dritten liegt sie fast auf dem Sitz, guckt den Hund an, der inzwischen den Kopf zur anderen Seite gedreht hat und schläft. Nach der vierten frage ich sie, ob sie auch Haustiere hat. „Ein Hamster. Aber er beißt.“ – „Ihr habt doch auch einen Hund, im Haus in Polen, das ist der Hund deiner Schwester“, erinnert ihr Großvater sie, oh ja, „und ein Kaninchen.“

Sie erzählt stockend von Kaninchen und Hund, die sich blendend verstehen, in einem Haus in Polen, wo ein Garten ist. „Unsere Wohnung“, sagt sie noch, „hat einen Strich, einen weißen Strich. Und einen in orange!“ Dann ist es Zeit, wieder Mütze und Schal anzuziehen. Der Zug ist in Farmsen eingefahren.