KURZKRITIK: JAN ZIER ÜBER DAS „BREMER SCHLAGLOCH“
: Alles halb so wild

Die Ausstellung „Bremer Schlagloch“ kommt im Grunde zur Unzeit, aber dafür kann der Künstler Ronald Philipps nichts. Weil: Die alljahresanfängliche Schlaglochdebatte – sie ist in diesem Jahr in Bremen ausnahmsweise ausgeblieben, Frostperiode hin oder her. Okay, der Auto-Club Europa hat gerade einen „Schlagloch-Sheriff“ auserkoren, der dann mit der Baugewerkschaft gleich „mehr Schotter“ fordern durfte, aber sonst? Letztes Jahr war das noch anders.

Ronald Philipps wollte als Künstler, aber eben einen irgendwie politischen Beitrag zu diesem ewig wiederkehrenden Aufregerthema leisten. Und doch nicht anklagen – wiewohl er selbst einst Automechaniker war – sondern versöhnen. Was Schönes draus machen.

Seine Bilder entstehen aus Fotografien, doch Philipps selbst nennt sie „bildhauerische Arbeiten“ – obwohl sie natürlich zweidimensional sind. Aber von den Fotos, die sie einst waren, sind sie sehr weit weg. Philipps ästhetisiert sie, nimmt ihnen ihre gefürchtete Tiefe, verwandelt sie in amorphe Strukturen, mit mal warmen, mal ausgesprochen artifiziellen Farben. Wie Inseln kommen sie auf seinen Bildern daher, oder Hochreliefs. Wer will, kann in ihnen auch Anklänge des Informel erkennen.

Insgesamt 16 Bremer Schlaglöcher aus dem vergangenen Januar versammelt die Ausstellung, eine Auswahl aus über 50, doch ihr genauer Ort ist bei Phillipps nicht mehr rekonstruierbar. Ist auch egal. Er will uns ja sagen: Habt euch nicht so!

Bis 23. März in der Kulturwerkstatt Westend, Waller Heerstraße 294