LESERINNENBRIEFE
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Praktische Vorschläge vermisst

■ betr.: „Syrien und die deutsche Öffentlichkeit“, taz vom 3. 3. 12

Die UNO wurde 1945 gegründet, um solchen Verbrechen, wie sie seit Monaten in Syrien unter Assad geschehen, Einhalt zu gebieten. Das funktioniert nicht, weil strategische Interessen der Mitgliedsländer für eine gemeinsame Vorgehensweise hinderlich sind. So kann Assad jun. so agieren wie sein Vater, der 1982 die Bewohner von Hama (30.000 Menschen) niedermetzeln ließ. Das Selbstgespräch von Rafik Schami bestürzt und entsetzt. Die täglichen Meldungen aus Syrien mit den geschilderten Grausamkeiten sind nicht zu ertragen. Das Regime von Assad lässt sich nicht durch Resolutionen stoppen. Ich vermisse praktische Vorschläge unseres Außenministers. Beste Hilfe für die verfolgten syrischen Gruppen sind eine durch die Türkei militärisch gesicherte Pufferzone und illegale Waffenlieferungen an desertierte Armeeeinheiten. CLEMENS LUDEWIG, Hamburg

Enttäuschender Artikel

■ betr.: „Verblendung gepaart mit Eitelkeit“, taz.de vom 2. 3. 12

Der Artikel von Rafik Schami ist enttäuschend. Anscheinend hatte ich jahrelang ein falsches Bild von diesem Mann. Es gibt eben Leute, die gegen eine militärische Intervention sind und trotzdem nicht für Assad. Seine Argumentation lautet, entweder ihr seid meiner Meinung (die einzig richtige) oder ihr seid schlechte Menschen. Seine Entgleisungen sind unerträglich. Er ist „Syrien“ und der Rest sind Handlanger eines Diktators? Wahrscheinlich hat er einfach nur eigene Interessen. Wer weiß? Vielleicht in einem Syrien ohne Assad. Aber da sollten dann bitte alle seiner Meinung sein, denn sonst wird man dämonisiert. Hoffentlich wird dieser Mann nie ein politisches Amt innehaben. PATRICK STERN, Goslar

Systematische Bombardierung

■ betr.: „Tagebuch eines Zornigen“, taz vom 3. 3. 12

Während sich Todenhöfer Aprikosen essend in dem ach so ruhigen Teil von Homs aufhielt, riskierte der britische Fotograf Paul Conroy in Bab Amr, den restlichen 30 % der Stadt, die ihn nicht interessierten, sein Leben. Unter hohen Verlusten syrischer Helfer konnte er in den Libanon entkommen und ist nun zurück in Großbritannien. Er berichtet von systematischer Bombardierung und Zerstörung und bezeichnet das, was dort geschieht, als zweites Srebrenica. Todenhöfer und Scholl-Latour könnten sich ja zur Abwechslung mit ihm unterhalten, anstatt mit Machthaber Assad Tee zu trinken. Es hätte ihnen auch zu denken geben müssen, dass sich sogar die Beobachter der Arabischen Liga zurückgezogen haben. Am allerpeinlichsten ist aber, dass die Medien Todenhöfers und Scholl-Latours verquere Berichte auch noch drucken. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Grenzenlose Kriegseinsätze

■ betr.: „Die Menschen schützen“, taz vom 2. 3. 12

Der Kommentar macht mir große Bauchschmerzen: „Mit oder ohne UN-Konsens“ soll entsprechend „unzähligen Präzedenzfällen vor allem in Afrika“ (sollen wir uns das zum Vorbild nehmen?) militärisch eingegriffen werden, „wenn sich dies selbst legitimiert“ (was heißt das? Heißt das überhaupt was?) und wenn „wir uns unserer Sache sicher sind“ (sind wir das mit Blick auf Syrien?) wird die (Von wem? Nato, USA, Israel, Türkei?) favorisierte Bürgerkriegsseite zukünftig Menschenrechte achten und Frieden halten? Der Artikel schlägt eine Bresche für grenzenlose Kriegseinsätze mit willkürlichen und leicht induzierbaren Begründungen: „Lehnt euch mal gegen den autoritären Herrscher auf, greift zu den Waffen, die Staatsmacht wird das Gleiche tun, wir hauen euch dann an die Macht.“ Der Massenmord an den wehrlosen Juden Europas war Interventionsgrund, der Massenmord an Ruandas Tutsis wäre einer gewesen, aber sobald ein Bürgerkrieg tobt, beide Seiten zur Gewalt greifen, ist der Moment des möglicherweise berechtigten Eingreifens zugunsten der auf Gewalt verzichtenden Seite verpasst. PETER BETHKE, Eutin

Sublime politische Kommentare

■ betr.: Touché, „Müll bleibt liegen, Kitas zu“, taz vom 6. 3. 12

Die sehr geschätzten touché-cartoons lesen sich immer auch als sublime politische kommentare. heute zum ver.di-arbeitskampf: „wir wollen ja schon längst nicht mehr die macht im staat; wir fordern jedoch mit nachdruck: größere laufräder für alle lohn- und gehaltsabhängigen!“ MATHIAS SPAHLINGER, Potsdam