ausstellung
: Wellenlinien und rhythmische Blöcke

Im nationalen, gar internationalen Konzert hat Josef „Jupp“ Lückeroth nie in vorderster Reihe mitgespielt. Dafür war seine Rolle in der Region Rhein-Ruhr umso wichtiger. In den 50er und 60er Jahren sorgte der Kölner Künstler, der 1993 im Alter von 74 Jahren starb, dafür, dass die Kunstrichtung des Informel Wurzeln schlagen konnte. Der Autodidakt tat dies zum einen durch zahlreiche Ausstellungen, zum anderen durch seine Mitgliedschaft in Künstlergruppen in Bochum, Düsseldorf und Duisburg. Der Kölner Galerist Heinz Bossert stellt nun ein rund 100 Werke umfassendes Konvolut an Zeichnungen vor, die noch nie öffentlich zu sehen waren.

Die ausgestellten Arbeiten entstanden überwiegend in den Jahren 1961 bis 1963, wenige Nachzügler Anfang der 90er. Sie zeigen unterschiedlich gedrängte Wellenlinien, mal waagerecht, mal vertikal. Diese überlappen sich, bilden rhythmische Blöcke, bisweilen durch Punkte gegliedert. Das alles ist keineswegs monoton, sondern auch innerhalb eines Bildes von einer überraschenden Variationsbreite. Es erinnert an das „automatische Schreiben“ der Surrealisten, an Entwürfe für Teppiche, an Stacheldraht, an musikalische Kompositionen, an eine unbekannte Schrift, an Aufzeichnungen von Seismografen oder an ein EKG. Ohne Titel, aber mit Datum versehen, lassen sie sich als Tagebuch künstlerischer Auseinandersetzung über die Schwierigkeit, Bewegung im Bild festzuhalten, lesen.

Die sehr persönlichen Zeichnungen geben einen Einblick in einen unbekannten Teil von Lückeroths Werk, der überzeugender ist als manche seiner Gemälde. Es wäre schön, wenn wenigstens ein Teil in Köln bliebe. Doch das Kölnische Stadtmuseum hat laut Bossert schon aus Geldmangel abgewinkt. Eine respektable, umfangreiche Sammlung frühen deutschen Informels, die Lückeroth zusammengetragen hat, ging schon als Schenkung nach Hamm. Sie umfasst über 150 Arbeiten von 53 Künstlern, darunter Emil Schumacher, Winfried Gaul und Karl Otto Götz. Lückeroth hatte seine Kollegen gesammelt, um von ihren Arbeiten zu lernen. JÜRGEN SCHÖN

„Jupp Lückeroth: Skriptografien – Zeichnungen aus dem Informel“: Galerie Heinz Bossert, Köln, Kolpingplatz 3, bis 25.5., Di-Fr 14-18.30 Uhr, Sa 11-16 Uhr, Tel 0221/991 47 40