WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Berliner Ensemble:„Die Farbe Rot“, ab SaColumbia Club: „Gaba Gaba Hey! Das Ramones-Musical“, ab heuteSophiensaele: „Samtmanns Familienabend …“, ab DoFriends of Italian Opera:„The Caretaker“, ab Do

Wer in diesen Tagen verkrampft geführter Klassenkampfdebatten und den Exzessen deutscher Erinnerungskultur Sehnsucht nach Leichtigkeit im politischen Diskurs hat, der findet selbigen samt subtil-ironischer Vergangenheitsbetrachtung vielleicht im neuen Liederabend von Franz Wittenbrink, der am Samstag im Berliner Ensemble Premiere hat. Der Abend hat den schönen Titel „Die Farbe Rot“ und wird sich auch um BE-Gottvater Bert Brecht drehen, der zu der Farbe Rot und allem wofür sie steht bekanntlich einiges zu sagen hatte: also zum Kommunismus, zur Liebe und zum vergossenen Blut des 20. Jahrhunderts.Historisch sind inzwischen auch die seligen Zeiten, als der Punk noch so frisch wie ein rasierter Irokesenschädel war. Damals, also am Ende der psychedelischen Siebzigerjahre, rissen die wilden, rebellischen und verzweifelt romantischen Ramones die Popwelt aus der Genesis-Supertramp-Trance. Es ist schwer, sich Punk als Musical zu denken. Trotzdem ist das Ramones-Spektakel „Gaba Gaba Hey!“ so angekündigt, und zwar als erstes Punkrock-Musical der Welt. Es inszeniert Jörg Buttgereit, tip-Autor und Kultregisseur in spe.Die Sophiensaele präsentieren mit „Samtmanns Familienabend – 5 Jahre später“ ein schönes Stück Dokumentartheater. Es spielen an diesem Abend über die Familie als Lebensform keine Schauspieler, sondern eine gewisse Familie F. aus Hamburg. Bereits 1999 haben die beiden Theaterfrauen Nicole Unger und Regina Wenig die F.s gecastet und einen Theaterabend mit ihnen gemacht. Ab Donnerstag können wir sehen, was inzwischen aus Familie F. geworden ist.Weniger familiär geht es in Harold Pinters klaustrophobischem Kammerspiel um drei Männer und ein Zimmer „The Caretaker“ zu, wenngleich auch hier familiäre Bindungen auf keinen Fall unterschätzt werden sollten.