VORMERKEN
: So anklopfen, dass die Tür aufgeht

Anfang April ist der Lyriker Thomas Kling mit nur 47 Jahren gestorben. Einen Monat vorher erschien sein jüngster Gedichtband „Auswertung der Flugdaten“, eine Art Blackbox der Auseinandersetzung mit der tödlichen Krankheit, die alles andere als selbstmitleidig, sondern kühl und distanziert war. Erst jetzt wird klar, dass dieser Band tatsächlich ein letztes Vermächtnis eines der begabtesten Sprachakrobaten in Deutschland ist. Thomas Kling war nämlich eher ein Bühnenarbeiter, ein Performer, der seine Texte ungeheuer präsent vortrug und wie kaum ein anderer die deutsche Sprache auslotete. Das Publikum war ihm dabei wichtig, denn „die Texte erschließen sich erst, wenn man auch hört, was man da liest“, so Kling. In Foucault’scher Manier unternahm er archäologische Probebohrungen durch die Gesteinsschichten von Sprache, Schrift und moderner „Schriftsprache“. Im taz mag hieß es zu seinem Tod: „Ein Denkbeschleuniger ohne Vergleich. (…) Es ist unmöglich, ihm nachzuschreiben.“ Genau deshalb versammeln sich heute Kollegen und Freunde in der Literaturwerkstatt, um mit Texten von und fürThomas Kling seiner zu gedenken. Die Einnahmen kommen seinem Hombroich-Literatur-Projekt zugute. DSES

„In Memoriam Thomas Kling“, mit Christian Döring, Oswald Egger, Elke Erb, Norbert Hummelt, Tobias Lehmkuhl, Oskar Pastior, Ulf Stolterfoht u. a., 10. 5., 20 Uhr, Literaturwerkstatt, Knaackstr. 97