KOMMENTAR: MAXIMILIAN PROBST ÜBER DIE SAMMLUNG FALCKENBERG
: Die Grenzen der Geduld

Die Stadt sollte sich hüten, um eine noch günstigere Übertragung zu pokern

Wer die Stadt Hamburg und die Sammlung Falckenberg kennt, denkt an die Ehen, die im Himmel geschlossen werden. Wie passen die beiden doch zusammen!

Seit langem darbt etwa die Galerie der Gegenwart; ihre Leitung sparte Kunsthallen-Direktor Hubertus Gaßner kurzerhand für einige Jahre ein, gezeigt wurden in ihren Räumen mit Jakob Philipp Hackert bisweilen graueste Vorzeiten. Was könnte da verlockender sein, als die Aussicht, mit der Sammlung Falckenberg, die vor Aktualität und Brisanz geradezu birst, Anschluss an die Jetztzeit zu gewinnen? Und muss es nicht wie Vorsehung (oder Kalkül des Sammlers) erscheinen, dass die Sammlung mit seiner Schock-Kunst just die Lücke füllt, die in der vornehmlich Pop-Art und Informel abdeckenden Galerie der Gegenwart klafft?

Die Zögerlichkeit von Stadt und Kunsthalle ist deshalb um so unverständlicher. Eine Geldfrage? Naja – bei den Unsummen, die Hamburg mit der Elbphilharmonie in den Fluss schmeißt! Zu schweigen von den 30 Millionen für die Schiffchen des Herrn Tamm – ohne dass die Stadt die Schiffchen dabei bekommt.

Die Stadt sollte sich hüten, um eine noch günstigere Übertragung der Sammlung zu pokern. Auch die Geduld Falckenbergs könnte einmal erschöpft sein. Die Stadt stünde dann in Sachen Kultur als die hässliche Jungfer dar, als die sie vielen gilt.