das wichtigste Aufruhr am Tempelberg

Zusammenstöße wegen Siedler-Aktion in Jerusalem. Scharon stoppt Freilassung palästinensischer Häftlinge

JERUSALEM afp ■ Am geplanten Protest der radikalen jüdischen Siedlergruppe Revava haben sich gestern Zusammenstöße zwischen israelischen Polizisten und Muslimen in Jerusalem entzündet. Mindestens sieben Polizisten sowie elf Demonstranten seien bei Auseinandersetzungen um den Tempelberg verletzt worden, hieß es von beiden Seiten.

In der Nacht hatten sich etwa tausend Muslime auf dem Tempelberg versammelt, um die Aktion der ultranationalistischen Revava zu verhindern. Aktivisten der Revava wollten auf dem Tempelberg beten, was für Muslime eine Provokation ist. Bereits vor einem Monat hatte die Polizei eine Revava-Demo gegen den Abzug aus dem Gaza-Streifen verhindert. Auf dem Tempelberg, der heiligsten Stätte der Juden, befinden sich auch die islamischen Heiligtümer Felsendom und Al-Aksa-Moschee.

Die israelische Polizei hatte den Zugang zum Tempelberg für Männer unter 45 gesperrt. Der Mufti von Jerusalem rügte, die Polizei habe „kein Recht, den Zugang zur Moschee zu begrenzen und tausende Muslime vom Beten abzuhalten“.

Israels Premier Ariel Scharon kündigte unterdessen an, den geplanten Abzug aus dem Gaza-Streifen um drei Wochen auf Mitte August zu verschieben. Im israelischen Fernsehen teilte er mit, der Rückzug werde unmittelbar nach dem jüdischen Trauertag Tischa B’Aw stattfinden. Auf einen genauen Tag legte er sich nicht fest.

Gleichzeitig kritisierte die US-Regierung die Entscheidung von Scharon, die geplante Freilassung von 400 palästinensischen Häftlingen vorerst zu stoppen. Israel müsse sich wie die Palästinenser an die Vereinbarungen von Scharm al-Scheich halten, sagte ein US-Vertreter gestern.