GENTECHNISCH VERÄNDERTE LEBENSMITTEL SIND KAUM ZU KONTROLLIEREN
: Gesucht wird nach Unbekannten

Der Handel mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln ist kaum zu kontrollieren. Das ist eine der Lehren, die aus der Affäre um den über Jahre hinweg aus den USA illegal eingeführten Bt10-Mais von Syngenta zu ziehen ist. Einen hundertprozentigen Schutz davor, dass sich ein derartiger Fall wiederholt, kann es nicht geben. Diese Einschätzung teilten alle Experten, die am Montag vom Verbraucherausschuss zu dem Syngenta-Fall angehört wurden. Für das Unternehmen ist der Vorfall mehr als peinlich, dokumentiert er doch, dass selbst eine Hightech-Firma, die zu den Weltmarktführern gehört, nicht einmal betriebsintern seinen eigenen Qualitätskontrollen vertrauen kann.

Und wie sieht es bei den Behörden aus, die den Verbraucher vor unerwünschten und nicht genehmigten Genkonstrukten schützen sollen? Schließlich ist bei der EU-Kommission ständig zu hören, alle notwendigen Richtlinien und Verordnungen seien in Kraft, um ohne Gefahr für Mensch und Umwelt in den großflächigen Gentech-Anbau einzusteigen. Doch diese Sicherheit besteht nur zum Schein. Trotz einer Vielzahl gesetzlicher Regelungen sind die Kontrolleure machtlos. Sie können nur das suchen und finden, was sie auch kennen. Den illegalen Bt10-Mais konnten sie nicht entdecken, denn weder gab es eine Testmethode, noch lagen die für den Nachweis notwendigen Referenzproben vor. Sie wussten nicht einmal, dass es den Bt10-Mais gibt. Daran wird auch die EU-Datenbank für gentechnisch veränderte Organismen nichts ändern. Selbst dann nicht, wenn dort alle irgendwo auf der Welt zugelassenen Gentech-Lebewesen registriert sind. Viele andere aber, die etwa in China, den USA oder Pakistan keine Zulassung bekommen haben, werden mit Sicherheit keinen Eingang darin finden, obwohl sie – mit oder ohne Absicht – auf dem Acker ausgepflanzt werden.

Trotz alledem müssen die Kontrollen vermehrt, die Kontrolleure besser ausgestattet und die Strafen bei Verstößen verschärft werden. Auch wenn sie letztlich nicht verhindern können, dass gentechnisch manipulierte Lebensmittel auf unseren Tellern landen. WOLFGANG LÖHR