LESERINNENBRIEFE
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Erinnerung einer Spielverderberin

■ betr.: „Internationaler Frauentag. Oben bleiben“, taz vom 8. 3. 12

Ihre Berichte zum Frauentag haben mir sehr gefallen. Spontan dachte ich gestern an den abendlichen Ausklang eines Meetings auf St. Pauli. Gemeinsam mit drei KollegInnen von insgesamt 30 Leuten beließen wir es beim Abendessen und gingen ins Hotel anstatt in diverse Bars. Beim Frühstück am nächsten Morgen gab es allerlei Andeutungen. Die Vorstellung der mehr als satten Gäste, die die ebenso armen wie jungen Frauen begeifert hatten, fand ich widerlich. Ach, was war ich nur für eine Spiel- und Frühstücksverderberin, als ich meinte, hoffentlich wären ihre Töchter niemals gezwungen, so zu überleben. Das machen die doch freiwillig und gerne, murmelte Mann (nicht die Töchter natürlich). Die Kolleginnen, die mitgegangen waren, weil das ja „dazugehört“, taten mir leid. Oft genug habe ich auch nicht so gehandelt, wie ich es mir von mir selbst gewünscht hätte. Doch dieses eine Mal war es anders. Und meine Karriere? Ich bin jetzt selbstständig; mein Eine-Frau-Unternehmen geht lieber Kaffee trinken als in Nachtbars. PETRA GROSSE-STOLTENBERG, Hattingen

Nicht geeignet für das Führungsamt

■ betr.: „Roth will Spitze werden“, taz vom 9. 3. 12

Claudia Roth hat recht, wenn sie fordert, dass natürlich eine Frau die offizielle Spitze der grünen Partei sein sollte. Das ist aber leider alles, womit sie in diesem Zusammenhang recht hat. Claudia Roth eignet sich jedenfalls nicht, um dieses Führungsamt auszuüben. Nicht, dass sie für ihre Partei nicht mit unzureichender Leidenschaft an die Öffentlichkeit tritt. Ihre Rede ist mit zu viel subjektivem Angriff gegen die Opposition verbunden, das heißt: Ihr gelingt es nicht, objektiv ihre Angriffe zu formulieren. Außerdem merkt man, dass sie redet, wie sie annimmt, den Wählern nach dem Mund zu reden. Wenn sich eine Frau die Führungsspitze einzunehmen eignet, wäre das Renate Künast, deren Rede meistens intelligent und persönlich zurückhaltender ist. Trittin ist ganz aus dem Rennen. Nicht nur, weil er ein Mann ist – und sich schon deshalb nicht eignet, eine Partei zu präsentieren, die für die Frauenquote eintritt –, Trittin ist wegen seiner aggressiven Wortwahl ungeeignet.

IMME KLEE, Hamburg

Hoffen auf spritzigeren Artikel

■ betr.: „Wieder Weltgebetstag der Weiber“, taz vom 2. 3. 12

Es tut uns wirklich sehr leid, dass Ihr so unterbesetzt seid, besonders in der Redaktion der „Wahrheit“, dass Ihr jedes Jahr denselben Text zum Weltgebetstag der Frauen drucken müsst, um die Seite voll zu kriegen. Für nächstes Jahr hoffen wir doch auf einen neuen, spritzigeren Artikel zum Ereignis!

Wir jedenfalls haben jedes Jahr ein neues Thema und ein neues Land (zum Beispiel in diesem Jahr „Steht auf für Gerechtigkeit“, aus dem Blickwinkel von Malaysia mit der Problematik der illegalen Hausarbeitshilfen – und nicht nur dort!). Da könnte uns die taz bestimmt auch unterstützen, wie es zum Beispiel Amnesty International tut.

Zur Aktualisierung Eurer immer gleichen Texte zum Weltgebetstag empfehlen wir einen Blick auf unsere Homepage www.weltgebetstag.de.

Da wir nicht nachtragend sind, werden wir unser taz-Abo nicht kündigen und sind schon jetzt gespannt darauf, was Euch im nächsten Jahr zum Thema einfällt. PETRA SOLBACH, Finanzreferentin WGT-Komitee e. V., Stein

Basishautpflege ist Teil der Behandlung

■ betr.: „Neurodermitis muss die Kasse nicht jucken“, taz vom 7. 3. 12

Die gesetzlichen Krankenkassen wissen nicht, wohin mit den Milliardenüberschüssen – aber medizinische Salben und Badezusätze für Neurodermitiker sind nicht drin! Neurodermitikern juckt die Haut nicht nur mal so kurz. Sie leiden unter quälendem Juckreiz, der schwer zu ertragen ist. Oft werden die nicht sehr schön anzuschauenden Hauterscheinungen von ihnen und ihrem Umfeld als entstellend empfunden. Teilweise sind sie körperlich regelrecht behindert (zum Beispiel wenn von dem atopischen Ekzem Fußsohlen und Handinnenflächen betroffen sind). Der hohe Leidensdruck mündet sehr häufig in Depressionen. Heilbar ist Neurodermitis als Autoimmunerkrankung nicht. Sie lässt sich bestenfalls lindern und besser in den Griff bekommen. Sorgfältige Basishautpflege ist deshalb Teil der Behandlung – und kein Wellnessprogramm. Die Kassen sparen nicht, wenn sie die vergleichsweise moderaten Kosten für die Basishautpflege nicht tragen. Lange Krankschreibungen, Klinikbehandlungen und Psychotherapien zur Krankheitsbewältigung sind bestimmt nicht billiger. Von Reha-Kosten ganz zu schweigen.

KATRIN ZEISS, Apolda