Dem Geschmack auf der Spur

Das Technologie-Transfer-Zentrum in Bremerhaven gehört zu den Vorzeigeprojekten der Hansestadt, die Frage nach neuen Arbeitsplätzen kann man hier aber nicht mehr hören

Der protzige Glasbau lässt beim Besucher keinen Zweifel aufkommen: Das Technologie-Transfer-Zentrum (ttz) im Fischereihafen ist ein echtes „Vorzeigeprojekt“ Bremerhavens. 1987 aus der dortigen Hochschule ausgegründet, arbeiten dort mittlerweile 80 WissenschaftlerInnen aus zehn Nationen, zwei Drittel unter ihnen sind Frauen. Angewandte Biotechnologie ist ihr Schwerpunkt, Fachbereich Lebensmitteltechnik.

Hier werden vollautomatische Aloe-Vera-Schälmaschinen und Kartoffelsortieranlagen erfunden, Anti-Gift-Tests für Milch und Kaffee entwickelt, hier kooperiert man mit renommierten Starköchen aus aller Welt, um durch die Entwicklung neuer Kochtechniken „die Gastronomie zu revolutionieren“, wie ttz-Geschäftsführer Werner Mlodzianowski vollmundig behauptet. Die ForscherInnen haben sich, frei nach Marcel Proust, „auf die Suche nach dem verlorenen Geschmack“ begeben, und Mlodzianowski ist der dynamische Vorreiter dieser Bewegung.

„Lebensmittel sind heute zu Ramschwaren geworden“, sagt er, „und sie werden sich immer ähnlicher – in ihrer Geschmacklosigkeit.“ Dabei hat die Lebensmittelindustrie in Deutschland nach Mlodzianowskis Überzeugung „nur eine Chance“, wenn sie auf „hochwertige Produkte“ setzt.

Was aus ihren Forschungsergebnissen in der Praxis wird, das kümmert das ttz wenig. Man arbeite an der Schnittstelle zwischen Grundlagen-Forschung und Markt, sagt der Geschäftsführer, sei weder hier noch da zu verorten. Rund die Hälfte aller Aufträge kommt aus der mittelständischen Industrie, risikoreiche Projekte werden zumeist über Forschungsgelder finanziert, insbesondere solche aus EU-Töpfen.

Das Land Bremen ist zu 20 Prozent am ttz beteiligt. Dennoch kann Mlodzianowski die Frage nicht mehr hören, ob seine Arbeit dem Stadtstadt neue Arbeitsplätze bringt: Das sei „politisch wichtig“ – aber das „Denken des 19. Jahrhunderts.“ frs