KLAUS WOWEREIT
: Der Kultursenator

In der Regierungstaz vom 9. März haben wir zwar über den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, nicht aber über den Kultursenator Klaus Wowereit (beide SPD) berichtet. Doch auch sein Wirken nach 100 Tagen rot-schwarzem Senat ist uns eine Würdigung wert: War es nach der Wahl im vergangenen September schon kein Aufreger mehr, dass Wowereit erneut für fünf Jahre Kultursenator bleibt, scheint das kulturpolitische Tagesgeschäft der letzten Monate sogar von Langeweile, ja Stau bestimmt. Wowereit und sein Staatssekretär André Schmitz (SPD) tun kaum mehr als Business as usual, dicke Bretter oder gar neue bohren sie nicht. Was auch an der Opposition liegt: Wowereits alte Widersacher und Antreiber Thomas Flierl (Linke) und Alice Ströver (Grüne) sind nicht mehr im politischen Geschäft.

Sicher, es soll eine neue Zentral- und Landesbibliothek für 250 Millionen Euro geben und mehr Geld für Ateliers und die freie Szene. Das war es dann aber schon, was die Senatskanzlei bislang zu bieten hatte. Sonst herrscht Ruhe in der Berliner Kulturlandschaft, obwohl Zukunftsmodelle bitter nötig wären.

Beispiel Gedenkstätten, Beispiel Theater am Kurfürstendamm und vor allem Beispiel Bühnenpersonal: Die Nachfolge von Armin Petras am Maxim Gorki Theater lässt Wowereit offen, ebenso jene für die Opernstiftung. Noch keinen Ersatz gibt es für die scheidende Shermin Langhof vom Theater Ballhaus Naunynstraße. Das Intendanten-Vakuum an der Deutschen Oper für die Spielzeit 2011/12 besteht fort – während sich am Deutschen Theater womöglich ein neues auftut: Theaterdirektor Ulrich Khuon sticht nicht. Viele Leerstellen also – von der geplanten Schließung des Theaters in Pankow ganz zu schweigen.

Stattdessen hat Wowereit die Theater-Museen BE und Volksbühne mit Vertragsverlängerungen gestärkt. Und Didi Hallervorden darf am Schlossparktheater ebenfalls weiter seine Scherze treiben. Kontinuität ist ja manchmal ganz gut. In der Kultur bedeutet Kontinuität jedoch Stillstand. An die Arbeit, Herr Kultursenator! ROLA