Schulsystem durchlässig – nach unten

BILDUNG Neue Studie: Auf einen schulischen Aufsteiger kommen mehr als vier Absteiger

BERLIN taz/dpa | Auch gut zehn Jahre nach dem Pisa-Schock ist der schulische Erfolg in Deutschland immer noch in hohem Maß von der sozialen Herkunft abhängig. Dies geht aus dem ersten „Chancenspiegel“ hervor, den die Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gab. Die Untersuchung soll künftig regelmäßig Gerechtigkeit und Leistung der Schulen prüfen. „Die deutschen Schulsysteme sind nach oben zu wenig durchlässig“, erklären die Autoren. „Es gibt mehr Abwärts- als Aufwärtswechsler.“

In Sachsen zum Beispiel kommen laut der Studie auf einen Schulaufsteiger 11 Schüler, die aus dem Gymnasium nach unten abgestuft werden. In Niedersachsen sind es 12, in Berlin gar 14. Im Bundesdurchschnitt kommen auf einen aufsteigenden Schüler 4,3 Absteiger.

Die Chancenungleichheit ist besonders ausgeprägt in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Die Abiturchancen von Akademikerkindern sind hier im Schnitt 6,1-mal so hoch wie die von Kindern von Nichtakademikern. Trotz der seit 2009 auch für Deutschland geltenden UN-Konvention mit dem Rechtsanspruch lern- wie körperbehinderter Kinder auf den Besuch einer „normalen“ Schule (Inklusion) gibt es auch hier deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern.

Der Studienautor Wilfried Bos sagte im Interview mit der taz, Chancengerechtigkeit werde im deutschen Bildungssystem oft ausgeblendet, „im Vordergrund steht die Leistung“. CIF

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