Fußball auf der Straße

NRW plant zur WM eine historische Fußball-Route. Vor allem solvente Touristen sollen angesprochen werden

DÜSSELDORF taz ■ „Was die Weinstraße für Rheinland-Pfalz bedeutet, wird die Fußball-Straße für NRW“, glaubt Nordrhein-Westfalens Sportminister Michael Vesper (Grüne). Eine so genannte „Deutsche Fußball-Route NRW“ soll dafür sorgen. Spätestens zur Fußball Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland sollen landesweit 15 Städte auf insgesamt 550 Kilometern fußballerisch miteinander verbunden werden. Ausgewählt wurden nur Städte, deren Vereine in der 1. oder 2. Bundesliga spielen oder irgendwann gespielt haben: Aachen, Bielefeld, Bochum (inklusive Wattenscheid), Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Köln, Krefeld, Leverkusen, Mönchengladbach, Münster, Oberhausen und Wuppertal.

Ausgangspunkt des Projekts ist Köln. Anlässlich des Confederation Cups – einer Art Vor-WM – im Juni, wird dort die Bedeutung der Rheinmetropole für den deutschen Fußball herausgestellt. Der ehemalige Präsident des 1. FC Köln und Bundesliga-Mitbegründer Franz Kremer ist zum Beispiel im Dom beerdigt, die Weltmeistermacher Sepp Herberger und Helmut Schön machten an der Sporthochschule ihren Trainerschein und sogar der FC darf mal wieder in der ersten Liga mitkicken.

An den anderen Orten soll es ähnlich aussehen. „Die Route verweist auf interessante Fußball-Ereignisse, Kultstätten und Geschichten zu Idolen und Vereinen“, sagt Vesper. Die beschilderte Route kann in Teilabschnitten per Fahrrad, Auto, Bus oder Bahn abgefahren werden. „Die lokalen Touren verbinden acht bis zwölf Orte einer Stadt, die mit einer DFR-Plakette gekennzeichnet werden“, sagt Vesper. Ein Beispiel sei der Friedensplatz in Dortmund, auf dem 1995 über 150.000 begeisterte Anhänger den Deutschen Meister empfangen haben, so Vesper. „Ein anderes Beispiel die Stammkneipe von Helmut Rahn in Essen.“ Dass das mittlerweile halb abgerissene Gelsenkirchener Parkstadion in der Auflistung auftaucht, vergessen wir lieber schnell. Um solchen Missverständnissen aus dem Weg zu gehen, gibt es bei den Bundesligavereinen oder den städtischen Touristeninformationen die passenden Infos.

Der Präsident des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes Hermann Korfmacher hat große Erwartungen an das Projekt: „Ein vergleichbares Konzept, Orte und Sehenswürdigkeiten zu einer Route zusammenzubinden, die Highlights aus der Erlebniswelt Fußball mit kulturellen Sehenswürdigkeiten koppelt, gibt es nicht.“ Und angesichts derartiger Möglichkeiten sollte auch die Tourismusbranche von der Fußball-Straße profitieren. Allein zu den landesweit 16 WM-Spielen werden über eine Millionen Zuschauer erwartet. Nach einer Studie der Ruhruniversität sei durch die Fußball-WM ein landesweiter Konsum-Zuwachs von bis zu zwei Milliarden Euro denkbar. Die Fußball-Straße soll die Fans zum nachhaltigen Verweilen einladen.

Neben den Hardcorefans sollen aber vor allem Geschäfts- und Städtereisende mit „latentem Interesse am Fußball“ angesprochen werden. Pauschalreisende sollen dafür ein Paketangebot mit fußballerischem Schwerpunkt erhalten. Emotionen inklusive. Mit Trikot und Schal in die Schalker Nordkurve, oder doch lieber in die familienfreundliche Erlebniswelt der Leverkusener Bayarena? Vielleicht sollte die Route zumindest am Spieltag gesperrt werden.

HOLGER PAULER