Berliner Platte
: Als melancholische Soundtapete getarnte Popsongs

Barbara Morgenstern/Robert Lippok: „Tesri“ (Monika/Indigo)

Zärtlich zucken die Bytes, verträumt flattern die Bits, und irgendwo zwischen den torkelnden Datenströmen wartet die Melancholie und breitet ihre Flügel aus, als flöge sie nach Haus. „Tesri“ ist so eine Platte, die nebenher laufen kann, so unaufdringlich und demütig schleicht sie sich zwischen die Gehirnwindungen. Wer sich aber die Zeit nimmt, um zu lauschen, findet tiefe atmosphärische Schichten und als Soundtapete getarnte Popsongs, endlose Klanglandschaften, in denen die Gefühle auf Wanderschaft gehen. Kein Wunder, denn zwei der besten Berliner Elektronik-Bastler, nämlich Barbara Morgenstern (September Collective) und Robert Lippok (To Rococo Rot) haben diesen Soundtrack für die Stunden zwischen Nacht und Tag, zwischen Traum und Wachsein, in dem man viel sensibler ist und doch meint außerhalb des eigenen Körpers zu sein, komponiert. Sorgsam, geradezu andächtig programmiert haben sie dieses „Zwischendrinschweben“ und noch das kleinste Knacksen und das belangloseste Blubbern bekommt seinen exakten Platz zugewiesen, ohne dass – und das ist dann wohl die große Kunst – „Tesri“ auch nur einen Moment kalkuliert wirken würde. Berechnet ja, das schon, aber berechnend, das nicht. TO