Berliner Platte
: Ein imaginiertes Jamaika zwischen Europa und Korea

Martin Jondo: „Rainbow Warrior“ (Homeground/Groove Attack)

Das Fachblatt Riddim hat ihn schon mal zum Newcomer des Jahres gekürt, dabei bringt Martin Jondo gerade mal erst seine erste eigene EP heraus. Aber „Rainbow Warrior“ lässt tatsächlich auf eine große Zukunft hoffen: Mal erinnert der 26-jährige Berliner koreanischer Abstammung an den auf Roots Reggae fußenden Pop eines Patrice, mal an den Singer-Songwriter-Ansatz seines Labelkollegen Mellow Mark, mit dem er sich auch den Produzenten teilt, und natürlich an Gentleman, mit dem er schon des Öfteren auf Tour war, zuerst als Merchandising-Verkäufer, später dann im Vorprogramm. Wie seine Kollegen auch arbeitet Jondo an einer mitteleuropäischen Variante von Reggae, verkneift sich in seinen englischen und Patois-Texten auch die allerschlimmsten, ausgelutschten Rasta-Floskeln, träumt sich dann aber doch bisweilen in ein imaginiertes Jamaika, wo Jah die letzte Hoffnung ist. Musikalisch allerdings, da mag Jondo noch ein so großer Bob-Marley-Fan sein, gibt er sich Mühe, alle Facetten des aktuellen Offbeat abzudecken: Auf „Rootboy“ integriert er Rap, leistet sich mit „Raindrops“ sogar eine Kuschelreggaeballade und lässt zum Abschluss den Titelsong noch mal in einer Dub-Version vorbeiziehen. TO