„Bands sitzen auf der Straße“

PLATZ Die Musikszene erinnert das Kulturressort an sein Versprechen, bei der Suche nach Proberaum zu helfen. Im Fokus steht das komplette Hansator

Die Musikszene ist Kummer gewohnt: Raus aus den Bunkern, raus aus dem Postamt

Die Proberaumsituation ist nach Ansicht des Vereins Musikszene Bremen „katastrophal“. „Täglich erreichen uns Anfragen von Bands, die auf der Straße sitzen“, sagt Lars Jaquet, der Vorsitzende der Interessenvertretung. Das Kulturressort habe bereits im Dezember positive Signale für die Anmietung leerstehender Räume am Gröpelinger Hansator gegeben, anschließend auch einen klaren Zeitrahmen genannt. Jacquet: „Uns wurde versprochen, bis Ende Juli in diese Räume einziehen zu können.“

Hintergrund ist die Kündigung der Mietverträge für circa 100 Bands, die im Juli 2007 das Postamt 5 am Hauptbahnhof verlassen mussten. Auch zuvor verlor die hiesige Musikszene des Öfteren ihre räumliche Infrastruktur, etwa durch die feuerpolizeiliche Schließung der zum Üben umgenutzten Hochbunker. Aktuell haben sich 35 Bands aller Musikrichtungen im ehemaligen Zollamt am Hansator eingemietet, wo der Musikszene e.V. 18 Proberäume verwaltet. Der Verein hatte sich nach dem Rauswurf aus dem Postamt gegründet, in das vorübergehend der Kirchentag einzog. Der Postamt-Besitzer, ein Münchener Immobilienfonds, will dort nun gewerbliche Nutzungen sowie einen Supermarkt etablieren.

Bei der Suche nach räumlichen Lösungen sieht sich das Kulturressort nach Angaben seines Sprechers Heiner Stahn „fest an der Seite der Musikszene“. „Gemeinsames Ziel“ sei es, das vierstöckige Gebäude am Hansator „in Gänze“ für Probezwecke anmietbar zu machen – nur sei die Finanzierung noch unklar. Hintergrund ist offenbar die Verdoppelung der zur „Gebäudesicherung“ eingeplanten Mittel. Während ein älterer Kostenvoranschlag von 40.000 Euro ausging, gelten nun 80.000 als erforderlich – notwendig ist insbesondere der Einbau einer zusätzlichen Feuerfluchttreppe. Stahn: „Wir arbeiten daran, die entsprechenden Mittel frei zu bekommen.“ Erschwerend komme allerdings die derzeitige Haushaltssperre hinzu. Anfang September werde die Ressortspitze ein Gespräch mit allen Beteiligten führen.

Derweil arbeitet der Musikszene e.V. bereits an spartenübergreifenden Nutzungskonzepten. Die „stilvollen Treppenaufgänge“ des alten Zollamtes, das heute der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) gehört, sollen laut Jaquet für Ausstellungen genutzt werden, ebenso die Flure und die Mensa. Letztere ist auch für Konzerte vorgesehen. Vom 18. bis zum 20. September findet das vom Verein organisierte „Überseefestival“ erstmals vor dem Gebäude statt. Henning Bleyl