Betr.: kinotaz nord

A

Affären à la carte Frankreich 2009, R: Dani Thompson, D: Karin Viard,Dany Boon

„Die Scheidungsanwältin ML und ihr arbeitsloser Ehemann laden eine Gruppe von Freunden zum Dinner. Genüsslich wird nicht nur gespeist, sondern auch Sticheleien und Provokationen ausgetauscht, bis handfeste Streitereien die Brüchigkeit der wohlgepflegten Fassaden sichtbar werden. Ein Jahr später trifft die Runde, nun in anderen Konstellationen, wieder zusammen. Eine spitzzüngige, intelligente Gesellschaftskomödie, die ihren Charakteren Entwicklungen zugesteht. Die pointierten Dialoge entwerfen ein ebenso unterhaltsames wie entlarvendes Sittengemälde heutiger Großstädter.“ (Rheinischer Merkur) BHV, HH, HL

Alle Anderen Deutschland 2009, R: Maren Ade, D: Birgit Minichmay, Lars Eidinger

„Der Film, dessen Hauptdarstellerin Birgit Minichmayr bei der Berlinale mit dem Darsteller-Bären geehrt wurde, ist die zweite Arbeit der Regisseurin Maren Ade, die sich mit den Lebensdilemmata der Generation um die 30 auseinandersetzt. Nach der Studie „Der Wald vor lauter Bäumen“ geht es in „Alle Anderen“ um ein Paar: Während eines Italienurlaubs bekommt die Liebe von Gitti und Chris Risse, als sie durch die Konfrontation mit einem anderen Paar ihre eigenen Mann-Frau-Rollenmuster infrage gestellt sehen. Mal humorvoll, mal quälend seziert Ade die Unsicherheiten ihrer Protagonisten.“ (Rheinischer Merkur) BHV, gö, HH

Auf der Suche nach dem Gedächtnis – Der Hirnforscher Eric Kandel Deutschland 2008, R: Petra Seeger

„Dokumentarfilm über den Hirnforscher Eric Kandel und seine mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Arbeiten zur Wirkungsweise des Gedächtnisses. Dem kurzweiligen Film gelingt eine erstaunlich homogene Verbindung zwischen Wissenschaft und Erfahrung, wobei der humorvolle Intellektuelle freimütig und spannend aus seinem Leben und seinen Forschungen erzählt. Die Einblicke ins neuronale Synapsensystem verströmen eine überdies ästhetisch-mysteriöse Faszination.“ (filmdienst) HB, HH

B

The Big Lebowsky USA 1998, R: Joel Coen, D: Jeff Bridges, John Goodman

Oblomov trifft auf Philip Marlowe, und man muß schon die irrwitzige Fantasie der Coen-Brothers haben, um den größten Faulpelz der Literaturgeschichte mit Raymond Chandlers gebrochenem romantischen Privatdetektiv in einer Figur zu vereinen. Jeff Lebowski ist „der trägste Mensch von Los Angeles“: Der ewige Hippie schlürft ständig bekifft und in Boxershorts durch den Film. Ausgerechent dieser Antiheld wird nun in eine äußerst komplizierte Entführungsgeschichte verwickelt, bei der die Konventioenn des Detektivfilms mit schönstem Übermut ad absurdum geführt werden. (hip) HH

Der Besessene - One-Eyed Jacks USA 1959, R: Marlon Brando, D: Marlon Brando, Karl Malden / Origialfassung ohne Untertitel

„Die wilde Rache eines aus dem Gefängnis entlassenen Abenteurers, der von seinem ehemaligen Räuberkomplizen verraten wurde. Dieser wurde inzwischen ein ehrbarer Sheriff, ist aber in seinem Innern ein kaltschnäuziger Sadist geblieben. Trotz Kürzungen und Änderungen durch den Produzenten beeindruckt Marlon Brandos erste Regiearbeit als ein großangelegter, für seine Entstehungszeit aber recht harter Western, der in lyrisch-pathetischer Getragenheit die zwischenmenschlichen Spannungen intensiv vermittelt. Brandos gelegentlich allzu eitle Selbtsinszenierung in der Pose männlicher Verlorenheit macht dabei grundsätzlich Sinn und verdichtet sich zur Reflexion über Väter und Vaterfiguren sowie über Sinn und Widersinn von Rache.“ (Lexikon des intrnatioalen Films) HH

Birdwatchers - Im Land der roten Menschen Italien 2008, R: Marco Bechis, D: Leonardo Medeiros

„Birdwatchers - Das Land der roten Menschen“ berichtet vom Versuch einer gewaltlosen Rückeroberung. Einige Indianer des Guarani-Stammes verlassen ihr Reservat im brasilianischen Regenwald, weil sie dort keine Nahrung mehr finden. Sie schlagen auf einem gerodeten Gebiet, wo sie einst ihre Vorväter begruben, ihr Lager auf. Regisseur Marco Bechis lässt den Zuschauer die Verzweiflung seiner Helden teilen und erzählt doch immer wieder mit bezwingender Leichtigkeit von den störrischen und pfiffigen Landbesetzern.“ (Der Spiegel) HB, HH

Blue Velvet USA 1986, D: David Lynch, D: Kyle MacLachlan, Isabella Rosselini

“Eine Kleinstadt in Amerika, gepflegte Vorgärten, saubere Fassaden. Das perfekte Setting für Mystery-Regisseur David Lynch. Auf gewohnt spezielle Weise deckt er in ,Blue Velvet‘ auf, wie pervers die ganzen Ami-Spießer in Wirklichkeit sind. Jeffrey (Kyle MacLachlan) findet ein abgeschnittenes Ohr. Daraufhin will er die verruchte Nachtclubsängerin Dorothy (Isabella Rosselini) kennen lernen. Die lässt sich gern von Frank (Dennis Hopper) quälen. Alles ganz nebulös, dunkel, mysteriös, skandalös.“ (taz) HH

BoinG USA 1963, R: Herschell Gordon Lewis/ Originalfassung ohne Untertitel

„Einer der fünf Herschell Gordon Lewis Filme, die 1963 veröffentlicht wurden. Dieser ist eine, in Illinois gedrehte, farbenprächtige Komödie um die Entstehung eines „nudie cuties“, in dem ein unerfahrener Produzent und Regisseur (Lewis und Friedman nicht unähnlich) einen Kameramann anheuert, nackte Frauen vorsprechen läßt und sie dabei filmt, wie sie auf einem Grundstück, das an einem privaten See liegt, posieren und herumstolzieren. Dabei läuft alles falsch, was falsch laufen kann, doch letzen Endes ist der Verleiher froh darüber, ein fertiges Produkt zu kaufen. Fantastischer Höhepunkt des Films ist die “Film-im-Film–Präsentation des fertigen Produkts vor den Verleihern. Der Film ist nie in Deutschlands Kinos gestartet“ (b-movie)HH

The Boss Of It All Dänemark 2008, R: Lars von Trier, D: Peter Gantzler, Jens Albinus / Originalfassung mit Untertiteln

“Mit einer absurden Office-Komödie erholt sich Lars von Trier weiter von den Anstrengungen seiner größeren internationalen Projekte. ,The Boss of It All“ erzählt von einem Kopenhagener Firmenchef, der sich einen imaginären Vorgesetzten erfunden hat, den er seit Jahren für alle unpopulären Entscheidungen im Betrieb verantwortlich macht. Als er die Firma verkaufen will, muss für eine Woche ein Schauspieler die Rolle des ,Boss of It All‘ übernehmen. Doch der Auftritt des zunehmend eigensinnigen Akteurs sorgt für immer absurde Wendungen. Die überaus vergnügliche Erzählung hat der spielfreudige Regisseur mit einem neuen Kameraverfahren aufgenommen, bei dem ein Computer die Wahl des Bildausschnitts mitbestimmt.“ (tip) HB

Bowling for Columbine USA/Kanada/Deutschland 2002, R: Michael Moore / Originalfassung mit Untertiteln

“Weshalb schießen US-Bürger im Schnitt zehnmal häufiger in Tötungsabsicht aufeinander als z. B. die Kanadier, die pro Kopf der Bevölkerung gleich viele Schusswaffen besitzen? Michael Moore sucht in seinem jüngsten Dokumentarfilm eine Antwort.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

Brüno USA 2009, R: Larry Charles, D: Sacha Baron Cohen

„Nach seiner halbdokumentarischen Farce „Borat“ vor drei Jahren erweckt der Brite Sacha Baron Cohen nun einen neuen Charakter seiner legendären TVSendung „Da Ali G“-Show zum Kinoleben: den homosexuellen Reporter des österreichischen Jungen-Rundfunks Brüno. Homophobe Politiker, Macho-Trapper und weichgespülte Liberale sollten sich in Acht nehmen. Auf seiner Reise durch die Niederungen des bigotten Bürgertums mischt der selbstverliebte Reporter mit seinem afrikanischen Adoptivkind Talkshows auf - „Ich habe ihm einen typisch schwarzen Namen gegeben: O. J.“ (in Anlehnung an den immer wieder des Mordes an seiner Frau beschuldigten Ex-Footballer O. J. Simpson), versucht mit Jägern in der Wildnis seine „Sex and the City“-Begeisterung zu teilen und belegt einen wahnwitzigen Selbstverteidigungskurs gegen Dildo schwingende Angreifer.“ (Cinema) H, HB, HH, KI

C

Che – Guerilla USA 2008, R: Steven Soderbergh, D: Benico Del Toro, Demian Bichir

„Soderbergh hat eine Che-Pastolrale geschaffen, der das Emotionale paradoxerweise fast völlig ausgetrieben ist - als wäre alle angemessene Gefühlsregung allein dem tragisch scheiternden Helden vorbehalten. Dessen Tod in bolivianischer Gefangenschaft am 9. Oktober 1967 bildet das Ende von Soderberghs schwerblütiger Revoluzzer-Chronik, deren größtes Manko es abschließend bleibt, die Gründe und Antriebe des politischen Kampfes von Che Guevara nie wirklich zu erklären.“ (Cinema) HB, HH, ki

Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft Frankreich 2009, R: Anne Fontaine, D: Audrey Tautou, Alessandro Nivo

„Regisseurin Anne Fontaine (“Das Mädchen aus Monaco“) erzählt nur die jungen Jahre der Gabrielle „Coco“ Chanel - vom Waisenmädchen zur erfolglosen Nachtclubsängerin bis zur gelangweilten Aristokratengeliebten, die langsam ihr Talent entdeckt. Hauptdarstellerin Audrey Tautou (“Die fabelhafte Welt der Amélie“) porträtiert die spätere Designerin souverän als opportunistisches Biest und charismatische Kämpferin zugleich. Damit rettet sie den sonst solide erzählten Film vor seinem unpassend sentimentalen Finale.“ (Der Spiegel) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, S

Coraline USA 2009,R: Henry Selick

„Coraline“ ist der erwachsenste Animationsfilm in 3 D, den Hollywood bislang produziert hat. Nach einer Vorlage des Kinderbuchautors Neil Gaiman entwirft Regisseur Henry Selick (“Nightmare Before Christmas“) eine schillernde und furchterregende Welt, die seine elfjährige Titelheldin gefangen nimmt. Durch eine geheime Tür im Haus ihrer Eltern tritt Coraline in eine abenteuerliche Gegenwirklichkeit ein. Selten zuvor war ein Film so bunt und so schwarz zugleich. „Coraline“ ist ein Meisterwerk von Filmkünstlern, die kaum geradeaus gucken können vor lauter Vorstellungskraft und ihr Publikum Bild für Bild mit ihrem Einfallsreichtum beschenken.“ (Der Spiegel)BHV, BS, dEL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, S

D

Drag Me to Hell USA 2009, R: Sam Raimi, D: Alison Lohman, Justin Long

„Weil sie einer alten Frau mit faulen Zähnen den erbetenen Kredit verweigert, wird die Bankangestellte Christine von dieser Kundin mit einem Fluch belegt. Innerhalb von drei Tagen muss sie den bösen Zauber brechen, der sie sonst unweigerlich in die Hölle hinabzieht. Christines einzige Hoffnung ist eine ominöse Geisterbeschwörerin, die in einem zurückliegenden Fall allerdings kläglich versagte. Fans wissen, dass Horrorfilme nicht immer logisch sind. Wenn hier aber jemand mit machtvollen Kontakten zur Unterwelt so etwas Profanes wie einen Kleinkredit benötigt, kratzt das stark an der Glaubwürdigkeit. Genrespezialist Sam Raimi (“Tanz der Teufel“) überspielt dieses Manko mit brillanten Schockeffekten aus der Vorhölle - fast schon etwaszu glatt, aber allemal souverän.“ (Cinema) H, HB, KI

Die drei ??? – Das verfluchte Schloss Deutschland 2009, R: Florian Baxmeyer, D: Chancellor Miller, Nick Price

„Mit dem Geheimnis des verfluchten Schlosses will Ober-Fragezeichen Justus Jonas das Rätsel um den mysteriösen Tod seiner Eltern lösen. Seine besserwisserische Art ist auch im zweiten Teil nervtötend, die Slapstick-Einlagen bleiben krampfhaft. Ein deutscher Kinderfilm, der auf Hollywood macht, es aber nicht schafft.“ (tip) H, OL

E

Edge of Love – Was von der Liebe bleibt Großbritannien 2008, R: John Maybury, D: Keira Knightley, Sienna Miller

„Drama um die Frauen im Leben des walisischen Dichters Dylan Thomas. Als dieser heiratet, bleibt ein enges Band zwischen ihm und seiner Jugendliebe bestehen. Auch zwischen Ehefrau und ehemaliger Geliebter entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Doch während des Zweiten Weltkriegs, als der Ehemann der mittlerweile auch verheirateten Geliebten an die Front muss, gewinnt das Beziehungsgeflecht wieder an Brisanz. Stilistisch ambitioniertes Drama, das inhaltlich wie inszenatorisch jedoch unentschlossen zwischen Biopic, Liebes- und Kriegsdrama bzw. dem Porträt einer Frauenfreundschaft changiert. Trotz interessanter Ansätze in der Figurenzeichnung wirkt die bewusste Stilisierung eher disparat und dekorativ denn erzählerisch überzeugend.“ (filmdienst) BHV, HH, KI

Ein Augenblick Freiheit Frankreich/Österreich 2008, R: Arash T. Riahi, D: Navid Akhavan, Ezgi Asaroglu

„Ihre Verzweiflung ist so groß, dass sie bereit sind, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Lale und Hassan flüchten mit ihrem Sohn Kian über die Berge nach Ankara, wo sie in einem schäbigen Hotel auf andere Flüchtlinge aus dem Iran treffen. Für einen kurzen Moment können sie die Freiheit genießen, doch schon bald beginnt das zermürbende Warten auf ein Visum, das sie allmählich verzweifeln lässt. In mehreren virtuos verknüpften Handlungssträngen erzählt der im Iran geborene Filmemacher Arash T. Riahi von den Träumen und Hoffnungen der Flüchtlinge, die von den türkischen Behörden und einem korrupten Hotelbesitzer drangsaliert und vom iranischen Geheimdienst verfolgt werden. Eindringlicher lässt sich der Alltag von Flüchtlingen kaum beschreiben.“ (Cinema) HB, HH

Der Eissturm USA 1997, R: Ang Lee, D: Kevin Kline, Sigourney Weaver

Was macht ein Regisseur nach solch einem triumphalen Welterfolg wie „Sinn und Sinnlichkeit“? Ang Lee inszenierte mit „The Ice Storm“das absolute Gegenstück zu seinem letzten Film. Statt der sonnigen Wiesen im England des 19. Jahrhunderts zeigt er uns nun das winterlich-graue Amerika der 70er Jahre. Vom ersten Bild eines von Eiszapfen starrenden Vorortszuges an ist das Eis die übermächtige Metapher für diese erstarrte Gesellschaft. In den etwas feineren Vororten von New Canaan, Conneticut scheinen 1973 die Kinder reifer zu sein als ihre Eltern. Präsident Nixon, die Vaterfigur der Nation, wurde gerade des Lügens überführt, und die Erwachsenen probieren solche neumodischen Verhaltensweisen wie Partnertausch oder Ladendiebstahl aus. Der Film wirkt manchmal geradezu besessen von Zeit und Raum, selbst auf Kosten des Erzählflusses. Man bekommt eher kleine Einblicke in das Leben zweier Mittelklassefamilien als eine genau definierte Geschichte. Dafür ist die Ausstattung perfekt abgestimmt mit viel Polyester, potthäßlichen Frisuren, Wasserbetten und Cordanzügen. (hip) HH

Empire St. Pauli Deutschland 2009, R: Irene Bude & Olaf Sobczak

„“Empire St. Pauli“ besteht aus über 50 Interviews, die die Regiesseure Irene Bude und Olaf Sobczak geführt haben. Zu Wort kommen Künstler, Gastwirte, Rechtsanwälte, Manager, Bauprojektentwickler, Investoren und immer wieder die Anwohner. Sie alle sprechen über die Entwicklung des ehemals armen Stadtteils hin zu einem Stadtteil für Besserverdienende. Neben den Mietpreisen und den Neubauten sind es die Events, die St. Pauli verändern. Solche wie Hafengeburtstag, Harley-Davidson-Days, Schlagermove oder Welt-Astra-Tag, über die Autor und Musiker Rocko Schamoni sagt: „Alles was dumm und scheiße ist, findet hier statt. St. Pauli ist die Abmelkmaschine Hamburgs.““ (taz) HH

Erzähl mir was vom Regen Frankreich 2008, R: Agnès Jaoui, D: Jean-Pierre Bacri, Agnès Jaoui

„Eine ehrgeizige Jungpolitikerin kehrt aus Paris zu Besuch in die südfranzösische Kleinstadt ihrer Kindheit zurück, um dort Wahlkampf zu machen, und ein provinzielles Reporterduo rückt ihr mit der Kamera auf den Leib: Die beiden Dilettanten hoffen, mit einem TV-Porträt der Karrierefrau der eigenen Karriere einen Kick zu geben. Was schiefgehen kann, geht natürlich schief, hat aber als Kinolektion brillante Qualitäten. Seit gut zwanzig Jahren schreiben Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri zusammen Komödien und treten darin auf, anfangs im Theater, neuerdings im Kino, und wer ihre elegant ausbalancierten Ensemblestücke kennt, weiß, dass Jaoui & Bacri eine Klasse für sich sind. „Erzähl mir was vom Regen“ ist ihr dritter Kinofilm (wobei Agnès Jaoui stets auch Regie führt) und trotz Regen ihr sommerlich-heiterster - dafür sorgt nicht zuletzt die Präsenz des herzhaften Komödianten Jamel Debbouze.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI

F

Fanboys USA 2008, R: Kyler Newman,D: Sam Huntington, Cristopher Marquette

„Star Wars“-Fans sind für Außenstehende nur schwer zu verstehen: In Darth-Vader-Outfits und bewaffnet mit Laserpistolen leben sie ihre Leidenschaft aus und diskutieren auf Partys schon mal gern eifrig darüber, ob Prinzessin Leia wirklich etwas für Luke Skywalker empfunden hat. Und ob die Ewoks nicht besser geschlachtet gehören. Zu diesen Hardcorejüngern zählen auch Eric, Linus, Hutch, Windows und Zoe. Sechs Monate vor dem Kinostart von „Episode I - Die dunkle Bedrohung“ wollen die Freunde um jeden Preis den Rohschnitt des heiß ersehnten Blockbusters auf George Lucas‘ Anwesen nahe San Francisco sehen. Ohne sich über die Passion der Lichtschwertgemeinde lustig zu machen, geht „Fanboys“ dem „Star Wars“-Kult auf den Grund. Gespickt mit vielen Anspielungen auf das Hollywood-Kino der 80er-Jahre wird so eine warmherzige und einfallsreiche Geschichte über Freundschaft und Kindheitsträume erzählt.“ (Cinema) BS, H

Die Faust im Nacken (On the Waterfront) USA 1954, R: Elia Kazan, D: Marlon Brando, Eva Marie Saint

„Er machte ihn zum Vorbild für eine ganze Schauspielergeneration, diesen Terry Malloy. Wie er dasteht, in seiner großkarierten Jacke, die Hände in die Hosentaschen gestemmt, wie er Unsicherheit überspielt durch rotzig hingeworfene Sprüche, dann wieder behutsam mit seinen Tauben umgeht, plötzlich redselig wird, als ihn ein Polizist auf den verlorenen Boxkampf anspricht, und voll wütender Energie demonstriert, mit welchem Haken er seinen Gegner hätte flachlegen können. Das ist kein modischer Rebell mehr wie der Motorad-Macho in ,Der Wilde‘. Hier geht es nicht um ein bißchen Spaß, sondern um so Elementares wie Recht und Arbeit. Schicht für Schicht legt Brando den Kern seiner Figur frei. Und der ist verunsichert, verbittert, enttäuscht.“ (Peter Wiesmeier) HH

Fräulein Stinnes fährt um die Welt Deutschland 2008,R: Erica von Möller, D: Sandra Hüller, Bjarne Henriksen

„Die deutsche Industriellentochter Clärenore Stinnes war 1927 die erste Frau, die um die Welt reiste. Der Film von Erica von Moeller (“Hannah“) kombiniert Teile einer Stinnes-Doku aus dem Jahr 1931 mit nachgestellten Spielszenen, die Stationen der strapaziösen Expedition zeigen. Der Mix aus Liebesgeschichte und Porträt einer Frühemanzipierten erinnert an den thematisch verwandten Jeanette-Hain-Film „Die Reise nach Kafiristan“.“ (Cinema)HH

G

G. I. Joe - Geheimauftrag Cobra USA 2009, R: Stephen Sommers, D: Dennis Quaid, Sienna Miller

„Die Staubwolken von Transformers 2 haben sich noch nicht gelegt, da startet mit G.I. Joe: Rise of Cobra bereits der nächste Sommerblockbuster, der seinen Ursprung im Spielzeugregal hat. Die Actionfiguren von damals wurden weiterentwikkelt, stehen in aufgemotzter Form erneut im Laden, und die Trickfilme über die mutigen Kerle von „G.I. Joe“ kennen die meisten. Nun hat sich The Mummy-Regisseur Stephen Sommers der tapferen Recken angenommen und präsentiert ein aufgeblasenes Actionspektakel, das den Zuschauer keinesfalls auch nur annähernd intellektuell stimuliert, aber laut, schnell und zwischendurch auch recht peinlich ist.“ (outnow) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

H

Hangover USA 2009, R: Todd Philips, D: Bradley Cooper, Ed Helms

„Ein Grundgesetz für Vergnügungssüchtige in den USA lautet: Was in Las Vegas geschieht, bleibt in Las Vegas. Regisseur Todd Phillips (“Old School“) hat für seine Sauf- und Raufkomödie das Prinzip noch einmal verschärft: Was genau ist in Vegas eigentlich passiert? Dies fragen sich die drei Männer Anfang dreißig, die in der Wüstenstadt einen deftigen Junggesellenabschied feiern, sich am nächsten Morgen aber an nichts mehr erinnern können. Wo kommt das Baby auf dem Sofa her? Warum ist ein Tiger im Badezimmer? Warum fehlt ausgerechnet dem Zahnarzt der Gruppe ein Zahn? Und wo ist der Bräutigam in spe abgeblieben? „Hangover“ (Kater) ist eine Detektivgeschichte - rekonstruiert werden muss eine Nacht, die mit „enthemmt“ noch zurückhaltend beschrieben ist. Der Blick auf den weißen Mittelschichtsmann ist dabei - trotz aller Zoten und Albernheiten - pessimistisch: ein Spießbürger, der sich den Eskapismus nur leistet, wenn er danach ins gemachte bürgerliche Nest zurückkehren kann.“ (Der Spiegel)

BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Hannah Montana - Der Film USA 2009, R: Peter Chelsom, D: Miley Cyrus, Billy Ray Cyrus

„Was passiert, wenn Amerikas größter Teeniestar einen Landurlaub bei der Familie macht? Nur Chaos! Parallelen zur Realität sind nicht ganz zufällig. Ihr Countryrock klingt nicht außergewöhnlich, sie sieht aus wie das sprichwörtliche Mädchen von nebenan - und genau das ist ihr Erfolgsgeheimnis: Mit dieser furchtbar normalen Göre aus Tennessee können sich Millionen Mädchen identifizieren, denn sie lebt deren Traum vom Popstar-Dasein gleich im Doppelpack. Als Miley ist sie eine liebenswerte Chaotin, verkleidet als Sängerin Hannah ein selbstbewusster Star. Die Dramatik dieser Geschichte hält sich zwar in Grenzen - aber der Zuckerschock dank Miley Cyrus auch. (Cinema) FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS, SN

Harry Potter und der Halbblutprinz USA 2009, R: Dasvid Yates, D: Daniel Radcliffe, Michael Gambon

„Harry Potter und der Halbblutprinz“ ist die sechste Verfilmung von J. K. Rowlings siebenteiliger Roman-Saga: Diesmal knutschen die jungen Zauberlehrlinge um Potter (Daniel Radcliffe) viel herum und experimentieren mit halluzinogenen Drogen. Da werden Liebestropfen verabreicht, Glückstränke gepanscht, da ist der Blick oft glasig und der Verstand vernebelt. Nur gut, dass sich die Mächte des Bösen, im düsteren Vorgängerfilm noch als faschistischer Trupp gezeichnet, spürbar zurückhalten. Erst in den letzten Minuten des von David Yates inszenierten Films wird die trügerische Waffenruhe brutal beendet.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Das Haus der Dämonen USA 2008, R: Peter Cornwell, D: Virginia Madsen, Elias Koteas

„Um ihrem krebskranken Sohn die bestmögliche Hilfe zu bieten, beschließt die Familie Campbell in ein altes Haus in direkter Nähe zum Krankenhaus zu ziehen, in dem zuvor ein Leichenbestatter mit Hang zum Übernatürlichen gehaust hat. Unspektakulärer Gruselfilm, der halbwegs erfahrene Zuschauer nicht beeindrucken kann.“ (tip) HH, OL

Helden aus der Nachbarschaft Deutschland 2009, R: Jovan Arsenic, D: Eva Löbau, Marc Zwinz

„Ein Berlinfilm mit einem halben Dutzend Prenzlauer-Berg-Nachbarn, deren Wege sich auf tragikomische Weise kreuzen. Während das Geschehen zwischen bemühter Authentizität und übertriebener Zuspitzung meist nur einfach so dahin fließt, verblasst dieses kleine Ensemblestück bereits beim Sehen.“ (tip) KI

Home Belgien/Frankreich/Schweiz 2008, R: Ursula Meiner, D: Isabelle Huppert, Olivier Gourmet

„Eine fünfköpfige Familie hat es sich in einem Häuschen bequem gemacht, das unmittelbar an einer unfertigen Autobahnstrecke liegt. Als die Strecke doch freigegeben wird, versteift sich die skurrile Familie um Isabelle Huppert umso beharrlicher auf ihr „Home“. Eine bizarre, bitterkomische Parabel.“ (tip)

I

Ice Age 3 -Die Dinosaurier sind los USA 2009, R: Carlos Saldanha

„„Ice Age 3 “ erzählt von einem prähistorischen Kulturschock. Ein Säbelzahntiger, zwei Mammuts und ein Faultier stoßen im Eis auf eine bizarre Unterwelt: einen Super-Iglu, in dem tropische Pflanzen und Dinosaurier gedeihen. Regisseur Carlos Saldanha zeigt im dritten Teil der „Ice Age“-Saga die Tücken der Migration: Die anpassungswilligen Mammuts sind im Dschungel total overdressed, die Saurierbabys wollen sich nicht zu Veganern umerziehen lassen. Viel Hoffnung auf ein Zusammenwachsen der Parallelgesellschaften macht der Film nicht - dafür ist er überaus vergnüglich.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Ich habe sie geliebt Frankreich 2009, R: Zabou Breitman, D: Daniel Auteuil, Marie-Josée Croze

„Chloé heult Rotz und Wasser. Ihr Mann hat seine Koffer gepackt und sie verlassen. Trost findet sie ausgerechnet bei ihrem unnahbaren Schwiegervater. Voller Bitterkeit streitet sie mit ihm, bis Pierre ihr eines Nachts ein lang gehütetes Geheimnis offenbart. Vor vielen Jahren war der verheiratete Manager unsterblich in eine andere Frau verliebt, und noch heute trauert er um das Glück seines Lebens, das er vorbeiziehen ließ. Welchen Sinn macht es, fragt Anna Gavalda (“Zusammen ist man weniger allein“) in ihrem Romandebüt, mit einem unglücklichen Menschen zu leben, der einen nicht genug liebt? Zabou Breitman hat die spröde Prosa der französischen Autorin in melancholische Bilder übertragen, die uns voller Wehmut vor Augen führen, dass man auch zusammen sehr allein sein kann.“ (Cinema) BS, H, HB, HH

Illuminati USA 2009, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Ewan McGregor

„Es hat gewiss keine Einflüsterung des Teufels gebraucht, um den Produzenten und Regisseur Ron Howard sowie seinen Star Tom Hanks zu einer Fortsetzung ihres ‚Da Vinci Code‘ zu verführen: Der Kassenerfolg sprach für sich. Also hat man einen früheren Dan-Brown-Bestseller zu einer Fortsetzung umgestrickt, die nicht im katholischen Glauben, sondern im vatikanischen Machtapparat Abgründe öffnet: Ein skrupelloser Karrierist will nach der Vergiftung des Papstes im Lauf von vier Stunden vier Kardinäle ermorden und, wenn es sein muss, auch noch den Petersdom in die Luft sprengen, um selbst den Heiligen Stuhl zu erklimmen. Tom Hanks muss in Gesellschaft der anmutigen Israelin Ayelet Zurer wie bei einer Schnitzeljagd kreuz und quer durch Roms Heiligtümer hecheln, um (anders als im Roman) wenigstens das vierte Opfer zu retten. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die Zuschauermassen sich für dieses ideenlose Vatikan-Gemeuchel interessieren würden, doch selbst das würde die Macher wohl nicht stören.“ (Der Spiegel) HB, HH, HL, KI, OS

J

James Bond 007: Ein Quantum Trost USA/Großbritannien 2008, R: Marc Forster, D: Daniel Craig, Olga Kurylenko

“So viel Flitzen, Blitzen und Nervenkitzel - so viele Verfolgungsjagden in Booten, Kampfszenen, bei denen an Seilen gebaumelt wird, Luftkämpfe mit Propellermaschinen, architektonische Schnörkel und tischgroße Computer-Displays - da bleibt kaum Zeit für Charakterzeichnung, ganz zu schweigen von Geschichte, Spaß, Verführung, Humor oder Geist“ - so die Kritik des als „ein wenig enttäuschend“ bewerteten neuen James-Bond-Films im Londoner Stadtmagazin „Time Out“. Dieses ist für seine vorbildliche Filmredaktion bekannt, und wer kann solch ein ur-englisches Produkt wohl besser beurteilen als die Briten selber?“ (taz) HH

Jasper und das Limonadenkomplott Deutschland 2009, R: Kay Delventhal, Eckart Fingberg

„Jasper, der abenteuerlustige Pinguin aus der „Sendung mit der Maus“, geht auf große Fahrt. An Bord eines Kreuzfahrtschiffs kommt er den finsteren Machenschaften eines griesgrämigen Limonadenherstellers auf die Spur. Die knuffigen Charaktere und die liebevolle Animation entschädigen für die streckenweise recht krude Story.“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

K

Kleine Tricks Polen 2007, R: Andrzej Jakimowski, D: Damian Ul, Ewelina Walendziak

„Kleine Tricks“ ist ein in wunderbaren Sommerfarben gedrehter Film des polnischen Regisseurs Andrzej Jakimowski über den siebenjährigen Jungen Stefek, der täglich auf einem polnischen Bahnhof auf die Rückkehr seines davongelaufenen Vaters wartet. Nebenbei geht es auch um Stefeks große Schwester Elka, die erste große Liebe sowie den Charme und den Überlebenswitz eines Haufens von Kleinstadthelden, deren Tricks dem Zuschauer zu sommerlichem Kinoglück verhelfen.“ (Der Spiegel) GÖ, HB, HH

Kleine Verbrechen Griechenland/Deutschland/Zypern 2008, R: Christos Georgiou, D: Aris Servetalis, Viki Papadopoulou

„Auf einer beschaulichen griechischen Insel laufen Diensteifer und Ehrgeiz eines jungen Polizisten ins Leere, bis sich sein Schnüffler-Talent an einem mysteriösen Todesfall bewähren kann und er sich statt als Nervensäge als Held qualifizieren kann. Leicht surreal angehauchte Provinz-Groteske, die sich nicht sonderlich originell, aber doch liebenswert-entspannt zur romantischen Liebeskomödie entwickelt.“ (filmdienst) GÖ, H

Kommissar Bellamy Frankreich 2009, R: Claude Chabrol, D: Gérard Depardieu, Clovis Cornillac

Auch Claude Chabrol kann mal patzen. In den letzten Jahren war er mit Filmen wie „Geheime Staatsaffären“ und „Die zweigeteilte Frau“ ganz auf der Höhe seines Könnens, aber bei „Kommissar Bellamy“ ging er zu routiniert ans Werk. Er glaubte wohl mit dem Hauptdarsteller Gérard Depardieu gar nicht verlieren zu können, und so lässt er diese Hommage an die Maigret-Romane von Simenon so durchhängen, dass sie schlicht langweilt. (hip) HB, HH

Die Kunst des negativen Denkens Norwegen 2006, R: Bård Breien, D: Fridtjov Saheim, Kirsti Eline Torhaug

Eine gnadenlos positiv denkende Sozialarbeiterin will ihren körperlich und geistig behinderten Klienten permanenten Frohsinn verordnen und trifft damit bei einem 33jährigen Querschnittsgelähmten auf den Richtigen. Kunsten å tenke negativt sieht so aus, als hätten schließlich auch die Norweger das Dogma-Kino entdeckt, aber mit seinem treffend boshaften Humor macht der Film aus Lars von Triers „Idioten“ ein harmloses Späßchen. Stellen Sie sich einen auf Radau gebürsteten „Elling“ vor. (hip) HH

M

Madboy Deutschland 2008, R: Henna Peschel, D: Hector Kirschtal, Nina Schwabe

„Henna Peschels Film über eine extrem charmante Außenseiterbande firmiert zwar als „Hamburgs lautester Heimatfilm“, besitzt jedoch überraschend sanfte Töne. Ebenso widerspenstig wie der Soundtrack der „Hamburger Schule“ ist der Tonfall dieses Films, in dem witzige Enteignungspropaganda neben melancholischer Elbstrandromantik steht.“ (tip) HH

Mamma Mia! USA/Großbritannien 2008, R: Phyllida Lloyd, D: Meryl Streep, Pierce Brosnan

“ Unterlegt mit den schönsten Liedern von ABBA, wurde diese ans Bauerntheater erinnernde Story bereits zum erfolgreichsten Bühnenmusical aller Zeiten. Die Verfilmung hat dem Stoff nun jede Erinnerung an eine Samstagabend-Show aus den 70ern ausgetrieben. Was vor allem an den herausragenden Darstellern liegt - allen voran eine starke Meryl Streep.“ (Cinema) HH

Maria, ihm schmeckt‘s nicht! Deutschland/Italien 2009, R: Neele Vollmar, D: Christian Ulmen, Mina Tander

„Einen jungen Deutschen verschlägt es mit Hochzeitsabsichten nach Süditalien zur Familie seiner halbitalienischen Freundin, deren Vater einst als Gastarbeiter in Deutschland seine große Liebe fand. Die albern-schöne Sommerkomödie nach dem gleichnamigen Besteller jongliert mit lieb gewonnenen Italien-Klischees und gewitzten Alltagsbeobachtungen, wobei sich der von einem gut aufgelegten Schauspielerensemble getragene Film auch nachdenkliche Ecken und Kanten erlaubt, ohne die Genre-Konventionen zu brechen.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Mitte Ende August Deutschland 2009, R: Martin Koolhoven, D: Marie Bäumer, Milan Peschl

„Hanna und Thomas renovieren in den Ferien ihr neu erworbenes Landhaus. Anfangs wirkt die Beziehung der beiden Mittdreißiger harmonisch, doch dann werden Brüche sichtbar, als Thomas’ depressiver Bruder und das 20-jährige hübsche Patenkind Hannas die intime Zweisamkeit zum Quartett erweitern. In lockerer Anlehnung an Goethes „Wahlverwandtschaften“ entwirft der Film das Porträt von Menschen, die in ihrem Leben nicht heimisch werden. Der Film nähert sich den Figuren dabei erfrischend unbekümmert an, allerdings wird dieser spontane Gestus oft durch papierene Dialoge und symbolische Aufladungen gebrochen.“ (Rheinischer Merkur) GÖ, HB, HH

Mullewapp - Das große Kinoabenteuer der Freunde Deutschland 2009, R: Jesper Moeller, Tony Loeser

„Helme Heines Kinderbuchhelden Franz von Hahn, Johnny Mauser und den dicken Waldemar kennt man nur zu dritt, wie sollten sie sonst auch Fahrrad fahren? Jetzt wird den Mullewapp-Fans endlich gezeigt, wie aus dem tierischen Haufen beste Freunde wurden. Während Mäuserich Johnny die Tiere des Bauernhofs mit seinen Schauspielkünsten unterhält, wird Schäfchen Wolke von einem Wolf entführt. Bei der anschließenden Rettungsaktion muss das ungleiche Trio sein erstes Abenteuer bestehen. Der zauberhafte Trickfilm mit den Stimmen von Christoph Maria Herbst, Joachim Król und Benno Fürmann transportiert auf sympathische Weise die bekannte „Freunde“-Botschaft: Man kann alles schaffen, wenn man nur zusammenhält.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

N

Nachts im Museum 2 USA 2009, R: Shawn Levy, D: Ben Stiller, Owen Wilson

„‚Nachts im Museum 2“ spinnt die märchenhafte Idee weiter, dass im Dunklen diverse Museumsexponate zum Leben erwachen, Dinosaurierskelette ebenso wie ein Reiterstandbild von US-Präsident Teddy Roosevelt - und mittendrin leidet ein überforderter Wärter namens Larry (Ben Stiller). Diesmal hastet Larry durch das Smithsonian in Washington D. C., den größten Museumskomplex der Welt, um einem versehentlich reanimierten bösartigen Pharao Einhalt zu gebieten. Amerikas Flieger-Ikone Amelia Earhart (Amy Adams) mischt dabei ebenso mit wie Skulpturen von Rodin bis Jeff Koons; sogar die berühmte Abraham-Lincoln-Statue verlässt ihr Memorial. Das temporeiche Komödienspektakel von Regisseur Shawn Levy spielt clever mit Ikonen der Kulturgeschichte; auch Witze über kleine Männer (Napoleon, Stiller) sind erlaubt.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Nashville USA 1975, R: Robert Altmann, D: Michael Murphy, Keith Carradine / leider nur die deutsch synchronisierte Fassung ““Nashville“, dieses Epos aus Öde und Farbigkeit, nimmt als durchgehendes Transportvehikel die Musik: Country und Western, Folklore, elektronisch und akustisch verstärkt. Der Film birst vor Musik, guter, und gewollt im Sinne der Verfremdung schlechter Musik. Wenn Tom (Keith Carradine) sein „I‘m easy“ singt und sich dies später in seinem Hotelzimmer zur Kopulation vorspielt: Gebiert auch der Film hier einen Hit? Man muß ein weiteres Lob den Schauspielern schreiben. Altman hat sie wie in vielen seiner Filme improvisierend am Dialog mitarbeiten lassen. Er erreichte so eine Authentizität in Rede und Gestus, deren Intensität auch sie, in einem Film nach dem Bilde der Stadt Nashville in Tennessee, „Nashville“ werden ließ.“ (Frankfurter Rundschau) HH

9 to 5 - Days in Porn Deutschland 2008, R: Jens Hoffmann

„Unterhaltsamer Dokumentarfilm über die Porno-Industrie im kalifornischen San Fernandon Valley, der über eine Reihe von Porträts ein vielschichtiges Bild zwischen Schmuddel und Glamour skizziert.“ (tip) HH

Nordsee ist Mordsee Deutschland 1975, R: Hark Bohm, D: Uwe Enkelmann, Dschingis Bowakow

“Zwei 14jährige Jungen versuchen dem bedrükkenden Zuhause in einem Hamburger Arbeitervorort zu entfliehen, indem sie erst mit einem selbstgebauten Floß und später mit einem gestohlenen Segelboot elbabwärts der offenen See zustreben. Hark Bohms zweiter großer Spielfilm nach „Tschetan, der Indianerjunge“ ist eine schön fotografierte und feinfühlig inszenierte Außenseiter- und Freundschaftsgeschichte. Bohm versucht nicht nur eine kritische Darstellung entwicklungsgefährdender sozialer Verhältnisse, er zeigt auch eindrucksvoll die Notwendigkeit von Zuneigungs- und Solidaritätserfahrungen.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Nude on the Moon USA 1961, R: Raymond Phelan, Doris Wishman / Originalfassung ohne Untertitel

Zwei Weltraumforscher gelangen durch einen Zufall an sehr viel Geld, und entscheiden sich dazu es sinnvoll einzusetzen, in dem sie damit ihre private Mondmission finanzieren. Und so fliegen die beiden in ihrer selbstgebastelten Mondrakete zu eben diesem. Ihre wissenschaftliche Neugier wird belohnt, denn dort machen sie eine unglaubliche Entdeckung: Der Mond wird von halbnackten Frauen mit Antennen auf den Köpfen bewohnt! Doch nicht nur diese nackten Tatsachen verwirren die beiden Astronauten, sondern auch die Tatsache, dass es Vegetation gibt (der Mond ist eine grüne Oase!) und überall Gold herumliegt... Schöner kann es nicht sein im Himmel. Und auch die Ausstattung ist ein wahrer Augenschmauß! Nicht umsonst gilt Doris Wishman als „der weibliche Ed Wood“.“ (b-movie) HH

P

Die Partei Deutschland 2009, R: Martin Sonneborn

„Erschreckend langweilige Dokumentation der „Titanic“-Partei, die seit 2004 mit angeblich gewagten Auftritten und provokanten Ideen wie dem Wiederaufbau der Mauer ins politische Gespräch kommen wollte. Doch der gewünschte Skandal bleibt aus - und die Satire auch im Film nur Behauptung.“ (tip) HH

Prinzessin Lillifee Deutschland 2009, R: Alan Simpson, Ansgar Niebuhr

„Nachdem die Bücher von Monika Finsterbusch um Prinzessin Lillifee und ihre Freunde die Mädchenherzen im Sturm erobert haben, erscheint jetzt der gleichnamige Film, jedoch mit einer ganz neuen Geschichte. Als animierter Zeichentrickfilm in klassischer Manier wird er der Bilderbuchaufmachung mit seinen Rosa- und Glitzereffekten gerecht. Ebenso nah an der Buchvorlage ist die Figur Lillifee in ihrem vielschichtigen Charakter gezeichnet: Es geht nicht nur um eine oberflächliche Welt, sondern auch um Ärger, Verzweiflung und Selbstbewusstsein.“ (Blickpunkt:Film) H, HB

Public Enemies USA 2009, R: Michael Mann, D: Johny Depp, Christian Bale

„Bleihaltige Hetzjagd im Asphaltdschungel von Chicago: Der Gangsterfilm von Starregisseur Michael Mann beschreibt die kriminelle Karriere des legendären Bankräubers John Dillinger.Manns Film basiert auf einem Sachbuch von Bryan Burrough über die amerikanische Kriminalität während der Depressionsjahre. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Dillinger und Purvis steht eindeutig im Mittelpunkt, doch Mann ist auch an einer Typologie des Gangsters interessiert, den er irgendwo zwischen proletarischem Helden und anarchistischem Desperado ansiedelt. Depps Dillinger erinnert zwangsläufig an den James-Cagney-Gangster aus dem Genreklassiker „Der öffentliche Feind“ des Jahres 1931.“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Public Enemy No. 1 - Mordinstinkt Frankreich 2008, R: Jean-Francois Richet, D: Vincent Cassel, Gérard Depardieu

“Jacques Mesrine war einer der berühmtesten französischen Gangster. Nach diversen Banküberfällen und spektakulären Gefängnisausbrüchen wurde der „Mann mit den tausend Gesichtern“ im November 1979 auf einer belebten Pariser Kreuzung von der Polizei förmlich hingerichtet. Weil das bewegte Leben des legendären Gangsters in herkömm-licher Spielfilmlänge kaum abzuhandeln war, machte Regisseur Jean-François Richet einen Zweiteiler daraus. Und was für einen! „Public Enemy No. 1“ bietet knallhartes, episches Gangsterkino. Beide Filme basieren auf Mesrines Autobiografie „Der Todestrieb“, die er 1977 im Gefängnis schrieb. So aufwühlend und provokant wie das Buch ist auch die insgesamt vierstündige Verfilmung. Richet schreckt vor Szenen äußerster Brutalität nicht zurück, zeichnet Mesrine aber auch als anarchistischen Hasardeur, der die revolutionären Ideale der 1968er-Protestbewegung nur etwas anders auslegt.“ (Cinema) HB

Public Enemy No. 1 - Todestrieb Frankreich 2008, R: Jean-Francois Richet, D: Vincent Cassel, Ludvine Sagnier

“Die Fortsetzung des Gangsterthrillers „Public Enemy No. 1 - Mordinstinkt“ beschreibt den Aufstieg des Bankräubers und Gewaltverbrechers Jacques Mesrine zum nationalen Volkshelden bis hin zu seiner Ermordung durch die französische Polizei am 2. November 1979. Regisseur Jean-François Richet (“Das Ende“) steigert noch die eruptive Brutalität des Vorgängers und lässt das widersprüchliche Wesen Mesrines immer deutlicher zutage treten. Der zweite Teil der Gangstersaga rückt Mesrines egomanisches Geltungsbedürfnis und seine raffinierte Manipulation der Medien in den Vordergrund.“ (Cinema) HB

Rachels Hochzeit - Rachel Getting Married USA 2008, R: Jonathan Demme, D: Anne Hathaway, Rosemarie Dewitt

“Ein dreitägiges Hochzeitsfest wird zum Offenbarungsort existenzieller Abgründe, verdrängter Traumata und familiärer Konflikte. Demme knüpft an die experimentelle Frische seines Frühwerks an, und erinnert zugleich, stilistisch wie thematisch, an Dogma-Filme wie ,Das Fest‘. Giftig, warmherzig, bitter, hippiesk.“ (tip) HB, KI

S

Salami Aleikum Deutschland 2008, R: Ali Samadi Ahadi, D: Wolfgang Stumph, Anna Böger

„Nie war der Zusammenprall der Kulturen komischer: Die fetzige Völkerverständigungssatire „Salami Aleikum“ des Deutsch-Iraners Ali Samadi Ahadi ist das Feelgood-Movie der Saison und sollte zum Pflichtprogramm für Integrationsgegner und Ausländerfeinde erklärt werden. Der iranische Popstar Navid Akhavan spielt den schmächtigen Tagträumer Mohsen Taheri, der kein Blut sehen kann, obwohl er der Sohn eines Metzgers ist. Der Zufall und ein Motorschaden verschlagen ihn in das Ex-DDR-Kaff Oberniederwalde, wo er auf schlecht gelaunte Einheimische, rechte Hohlköpfe, ein Lämmchen namens Wojtila und eine vegetarisch lebende Ex-Kugelstoßerin trifft. Er erobert das Herz der stämmigen Maid und verwickelt sich in ein groteskes Lügengespinst, das die chronisch klammen Einwohner der verschnarchten Provinzeinöde über Nacht von Reichtum und Wohlstand träumen lässt.“ (Cinema) H, HB, HH, HL

Schattenwelt Deutschland 2008, R: Connie Walther, D: Franziska Petri, Ulrich Noethen

„Ein nach Jahrzehnten aus der Haft entlassener Ex-Terrorist wird von der Tochter eines Opfers geradezu verfolgt, weil die traumatisierte Frau auf ein Schuldeingeständnis wartet. In der Ernsthaftigkeit und Radikalität, mit der sich der Film den aufgeworfenen Fragen nach Verantwortung und Schuld stellt, erweist er sich trotz einiger dramaturgischer Schwächen als spannende Facette der filmischen Aufarbeitung des linksradikalen Terrorismus in Deutschland. Dabei geht es weniger um Zeitzeugenschaft als vielmehr um moralische Haltungen, die aus der historischen Distanz erwachsen.“ (Lexikon des internationalen Films) H

Die Schimmelreiter Deutschland 2009, R: Lars Jessen, D: Katherina Wackernagel, Peter Jordan

„Die Imbissbude ist für Fuchs (klasse: Peter Jordan) „eine tragende Säule unserer Demokratie“. Während er seinen Job als Lebensmittelkontrolleur mit Augenmaß erledigt, verhängt sein „neuer Kollege“ (Axel Prahl) saftige Geldstrafen und wirtschaftet in die eigene Tasche. Lars Jessens schrullige Typenkomödie ist eine toll gefilmte Hommage an frühe Detlev-Buck-Filme (“Karniggels“) - ungemein lakonisch und manchmal so flach wie die Landschaft zwischen Elbe und Nord-Ostsee-Kanal.“ (Cinema) H, KI

Selbst ist die Braut USA 2009, R: Anne Fletcher, D: Sandra Bullock, Ryan Reynolds

„Die New Yorker Verlagsmanagerin Margaret Tate verbreitet unter ihren Untergebenen Angst und Schrecken; insbesondere ihr Assistent Andrew hat unter den Launen seiner Chefin zu leiden. Doch dann droht der Karriereknick: Ms. Tate, gebürtige Kanadierin, soll wegen eines Visavergehens aus den USA ausgewiesen werden. Retten kann sie nur eine (Schein-)Ehe mit einem Amerikaner. Der Assi Andrew springt widerwillig als Lückenbüßer ein. Zur Bewährungsprobe für das Pseudo-Paar wird der Antrittsbesuch bei den Eltern des Bräutigams in Alaska. Natürlich ist der Rest der Geschichte so vorhersehbar, wie es sich für eine romantische Komödie aus Hollywood gehört - in diesem Fall allerdings betulicher und schwerfälliger inszeniert als nötig. Regisseurin Anne Fletcher (“27 Dresses“) kombiniert ungeniert Versatzstücke aus Filmen wie „Green Card“, „Der Teufel trägt Prada“ oder „Ein Chef zum Verlieben“ (ebenfalls mit Sandra Bullock), bis die Hochzeitsglocken läuten.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

17 Again USA 2009, R: Burr Steers, D: Zac Efron, Matthew Perry

„Ein Angestellten-Loser mit kaputter Ehe darf ein zweites Mal 17 sein und könnte sein Leben revidieren. Eine harmlose, durchschnittlich amüsante Transformations- und Familienkomödie mit abstruser Handlung, die auf den nicht völlig talentfreien „High School Musical“-Kreischauslöser Zac Efron zugeschnitten ist.“ (tip) HB

Slumdog Millionär Großbritannien/USA 2008, R: Danny Boyle, Loveleen Tandan, D: Dev Patel, Freida Pinto

„Danny Boyle ist mit seinem unter schwierigsten Umständen in Indien gedrehten Film über zwei Brüder, die der Armut in Mumbai entfliehen wollen, ein großer Wurf gelungen. Die Globalisierungsversion von Charles Dickens’ ‚Oliver Twist‘, in der ‚Wer wird Millionär?‘ clever als Rahmenhandlung dient, bietet einen beklemmenden Blick auf Mittellosigkeit und Elend, ist aber doch stets erfüllt vom nicht zu bändigenden Enthusiasmus der Hauptfigur, deren Leben in einem Rausch von Farben und Klängen vor dem Zuschauer vorüberzieht - Bollywood made in the West. Unwiderstehlich gut.“ (Blickpunkt:Film) FL, HH, OS

State of Play - Stand der Dinge USA 2009, R: Kevin MacDonald, D: Russell Crowe, Helen Mirren

„Oscar-Preisträger Russell Crowe, im wahren Leben als Journalistenhasser verrufen, spielt in dem neuen Polit-Thriller „State of Play“ einen wunderbar altmodischen Zeitungsreporter des (fiktiven) „Washington Globe“: Cal McAffrey fährt einen klapprigen Saab, seine Frisur ist genauso unordentlich wie sein Schreibtisch, und Freunde hat er nicht, nur Quellen. Eine davon, der Abgeordnete Stephen Collins (Ben Affleck), untersucht gerade die Verbindungen des Pentagons zu einem privaten Sicherheitskonzern nach dem Vorbild der realen, im Irak aktiven Firma Blackwater, als seine Mitarbeiterin vor eine U-Bahn gestoßen wird und stirbt. Zu allem Überfluss war sie Collins‘ Geliebte - ein fast zu perfekter Skandal. Der britische Regisseur Kevin Macdonald (“Ein Tag im September“) überhöht in „State of Play“ den Journalistenalltag zum effektvollen Krimi, doch er zeigt auch die Auswirkungen der Zeitungskrise. Ein Höhepunkt sind die Auftritte von Helen Mirren (“Die Queen“) als toughe Chefredakteurin.“ (Der Spiegel) HB, KI

T

Tödliches Kommando - The Hurt Locker USA 2009, R: Kathryn Bigelow, D: David Morse, Jeremy Renner

„Für die Männer des Bombenentschärfungskommandos der US-Army ist der Irak die Hölle. Als ihr Chief bei einem Einsatz getötet wird, rückt ein Sergeant nach, der das Spiel mit der Gefahr liebt und sein Team in unkontrollierbare Situationen treibt. Doch was zunächst als testosterongetriebener Kriegsfilm mit hoher sinnlicher Unmittelbarkeit erscheint, entpuppt sich bald als existenzielles Drama. Die Inszenierung arbeitet sich an der Psyche der Soldaten ab und stellt deren subjektive Erfahrungen in den Mittelpunkt. Ein herausfordernder Independent-Film, der sich der Faszination des Ausnahmezustands bedient, um über die Bedingungen westlicher Normalität nachzudenken.“ (Rheinischer Merkur)

Transformers: Die Rache USA 2009, R: Michael Bay, Megan Fox, shia LaBeouf

„Zusammen mit dem US-Militär wollen gute außerirdische Roboter ihre Gegenspieler (böse außerirdische Roboter) beseitigen, mitten drin im Sequel erneut ein etwas fader junger Mann und seine attraktive Freundin. Überlanges, ermüdendes Digital-Sperrfeuer, unterstützt von einem Spielzeughersteller, US-Autobauern und dem Pentagon.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, , LG, OL, OS, SN

Tropa de Elite Brasilien 2007, R: José Padilha, D: Wagner Moura, André Ramiro

„Korrupte Polizisten gegen eine Armee von Drogendealern: Das brasilianische Copmovie „Tropa de Elite“ wurde 2008 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Die Entscheidung der Jury war seinerzeit umstritten, denn manche Festivalgänger werteten den Film als blankes Selbstjustizkino. Man könnte es aber auch anders sehen: „Tropa de Elite“ wirft einen Blick in die Hölle und lässt keine Zweifel daran, dass es aus diesem Schlund kein Entkommen gibt. Dies ist ein starker, erbarmungslos realistischer Film. Er war ursprünglich als Dokumentation angelegt, was sich am detailreichen Faktenwissen bemerkbar macht. Dass die Erzählstimme aus dem Off einem Polizisten gehört und die Gewalttaten der Polizei dadurch indirekt gerechtfertigt werden, lässt allerdings einen ambivalenten Gesamteindruck entstehen.“ (Cinema) H, HH, OS

V

Der Vorleser USA 2008, R: Stephen Daldry, D: Kate Winslet, David Kross

„Oscarwürdig ist die Darstellerleistung der Winslet, die in ‚Der Vorleser‘ den brüchigen Menschen hinter in Monstergestalt spielt. Aber auch der Rest des Ensembles braucht hinter der Leistung der weiblichen Hauptrolle nicht anstehen. Da ist vor allem David Kross (‘Krabat‘), der den jugendlichen Liebhaber spielt. Wie selbstverständlich füllt er die anspruchsvolle Rolle an der Seite von Kate Winslet. Ganz beiläufig verliebt sich sein Charakter in die viel ältere Frau mit dem dunklen Geheimnis und lässt das ganze schwierige Konstrukt von Bernhard Schlinks Bestsellers vor allem eines erscheinen: glaubwürdig. Sensationell ist auch Lena Olin, die Mutter und Tochter in einer Doppelrolle spielt. Mit der gebrechlichen einzigen Überlebenden eines Massakers an Juden im Zweiten Weltkrieg einerseits und (Jahre später angesiedelt) ihrer inzwischen längst erwachsenen Tochter gibt sie eine kleine, aber feine Performance. Es sind vor allem die vielen Details, die an diesem Film von bleibendem Wert sind.“ (epd-film) HH

Vorstadtkrokodile Deutschland 2009, R: Wolfgang Becker, D: Manuel Steitz, Nora Tschirner

„Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchklassikers um eine Kinderbande, die ein kriminelles Trio entlarvt. Der Film verlegt die Geschichte aus den Siebzigern in die Gegenwart, bietet aber noch ein Stück Ruhrgebietsflair. Die lakonische Erzählweise der Vorlage wird allerdings oft durch aufgebauschte Actiondramatik ersetzt.“ (tip) GÖ, HH

W

Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon

„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) GÖ, HB

Z

Zack & Miri Make a Porno USA 2008, R: Kevin Smith, D: Elizabeth Banks, Seth Rogen

„Weil sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, kommen die Freunde Zack und Miri auf die verrückte Idee, einen Coffeeshop-Porno herunterzukurbeln. Mit einer Handkamera, dümmlichen Starlets und viel Fantasie machen sie sich an die Arbeit - bis ihre Gefühle füreinander das Projekt zunehmend gefährden. Dass die Screwballkomödie nicht zur Klamotte verkommt, hat Independentfilmer Kevin Smith (“Clerks - Die Ladenhüter“) nicht zuletzt den unvergleichlich gestelzten Ekstase-dialogen seiner Hauptdarsteller zu verdanken - selten wurde die horizontale Industrie wortwitziger durch den Kakao gezogen.“ (Cinema) FL, H, HB, HH, KI, LG, OS

Zerrissene Umarmungen Spanien 2009, R: Pedro Almodóvar, D: Penélope Cruz, Rubén Ochandian

„Der Spanier Almodóvar, der bald 60 Jahre alt wird, erzählt in seinem neuen Werk „Zerrissene Umarmungen“ vom Alptraum jedes Filmregisseurs: dem Verlust des Augenlichts. In seiner Geschichte erblindet der Held, der Regie-Routinier Mateo Blanco, bei einem Autounfall, nachdem er gerade einen neuen Film abgedreht hat. Die Bilder, die er inszeniert hat, wird er nie mehr sehen können. Andere Menschen müssen sie ihm nun beschreiben. „Zerrissene Umarmungen“ ist ein kunterbuntes Melodram, eine Tour de Force durch die Kino- und Kleidungsstile der vergangenen 50 Jahre - und eine cinephile Reflexion über das Regieführen.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS