Unter den Städten wohnte der Krach

New York und Berlin sind in den 80ern arm – eine aufflammende Subkultur entsteht. Künstler pendeln zwischen den Städten.

Im Film „No Wave – Underground 80: Berlin – New York“ sieht man den Regisseur Christoph Dreher auf ein Dach steigen. Er schaut hinunter auf New York. Ein Perspektivwechsel: Der Blick von unten wird zu einem Blick von oben. Doch die vermeintliche Distanz zu den Tiefen der Stadt wird aufgehoben – der 57-jährige Dreher war selbst ein Teil der Szene, mit seiner Band „Die Haut“.

In einen schlichten Mantel gehüllt, ist er nun auf der Suche nach den Protagonisten dieser Zeit. Er führt Gespräche in grellem Sonnenlicht, als Kontrast sieht man wackelige Archivbilder aus dunklen Kellerclubs. Es gibt keinen Off-Kommentar – die Künstler erklären sich selbst. Jim Jarmusch und Nick Cave etwa sagen, dass sie sich ausleben konnten. Ein Gefühl der Entfremdung wurde zu aufschäumender Energie, die nie den Nerv der breiten Masse traf. Kreativität mischte sich mit existenziellen Ängsten.

Der Film zeigt ein riesiges Baby auf einer Theaterbühne mit Augen aus kleinen Fernsehmonitoren. Darauf stimmt die Sängerin Nico Frank Sinatras „New York, New York“ an. Mit tiefer, ernster Stimme besingt sie ihre Stadt, ihre müden Augen schauen nie direkt in die Kamera. Ein Gefühl von Orientierungslosigkeit unterlegt die Melodie. KME

■ 22.30 Uhr, Arte, „No Wave“