blattschluss nrw?
: Genützt hat es nichts

Selbst die Landesregierung ist besorgt über den „Konzentrationstrend“ auf dem Zeitungsmarkt in NRW. Was der bedeutet, beschreibt taz-Medienredakteur Steffen Grimberg

Nachdem hier schon einiges über die Quantität der Zeitungslandschaft Nordrhein-Westfalen gesagt wurde, drängt sich ein Blick auf die Qualität all der Blätter made in NRW geradezu auf. Jetzt bitte keine Panik, ja, natürlich gibt es auch hierzulande Titel von herausragender Bedeutung und überregionalem Einfluss. Es ist – exakt einer: das Handelsblatt aus Düsseldorf. Eine Wirtschaftszeitung also, die nur börsentäglich von Montag bis Freitag erscheint. All der Rest – vom einst hochgelobten Kölner Stadtanzeiger oder dem Bonner Generalanzeiger bis zu den Auflagenkönigen der WAZ-Gruppe im Revier ist derzeit, Verzeihung, bestenfalls Mittelklasse. Und selbst das ist noch verdammt höflich formuliert.

Doch die LeserInnen im Bundesland ficht‘s angeblich nicht an. Komisch nur, dass überregionale Titel, die einen NRW-Regionalteil einführen wie weiland die Süddeustsche Zeitung und heute eben die taz, spürbare Auflagenzuwächse verbuchen.

Nun könnte man ja vermuten, alles sei eine Frage der Ausbildung. Und da ist die Bilanz in NRW derzeit tatsächlich zum Haare raufen. Eigentlich gibt es eine journalistische Ausbildungslandschaft vom Feinsten. Sie ist bloß nie über ihre Anfänge hinausgekommen. Schon Ende der 1970er Jahre wurde mit dem Diplomstudiengang Journalistik an der Uni Dortmund ein damals für ganz Deutschland einmaliges, zukunftsweisendes Modell eingeführt: Ein Hochschul-Studium, anders aber als die klassische Publizistik oder Kommunkationswissenschaft auf die journalistische Praxis bezogen und mit Praxis durchsetzt. Insgesamt kommt man, mit Volontariat und Praktika, auf mindestens 15 Monate „on the job“. Entwickelt wurde das „Dortmunder Modell“ übrigens in enger Kooperation mit den NRW-Verlegern und dem WDR. Alle Seiten stellen sich bis heute gegenseitig die besten Zeugnisse aus. Nur genützt hat es nichts: Von wegen Modellstudiengang, der als Vorbild für andere einen Schwung ähnlicher Angebote nach sich zieht. Dortmund ist heute ein kleiner, feiner Solitär. Etwas vergleichbares gibt es sonst nirgendwo in NRW. Was aber nicht heißt, dass in den vergangenen 25 Jahren keine neuen Medienstudiengänge im Land entstanden wären. Es gibt Dutzende neue – ganz nach der alten NRW-Devise: „Das ganze Land ein Medienstandort“. Nur ein Konzept steckt nicht dahinter. Chance vertan, gerade auch was das vornehmste Gut des Journalismus, die Unabhängigkeit angeht. Die Verlage machen längst wieder ihrs: Der WAZ-Konzern hat seine Ausbildung in der hauseigenen Journalistenschule Ruhr gebündelt. Und im Zuge von Sparmaßnahmen jüngst alle Volontäre zu angestellten JournalistenschülerInnen gemacht. Denn so muss er ihnen nicht das tariflich festgelegte Volontärssalär zahlen...