Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Bitte, nur hereinspaziert. Wobei allerdings gleich gesagt sein soll, dass man es hier mal durchweg mit älteren Männern zu tun bekommt. Inwieweit das nun als Warnschild zu verstehen ist oder gar als eine No-Go-Zone, müssen dann schon alle mit sich selbst ausmachen. Nur das eigene Alter sollte dabei nicht unbedingt gleich das erste Auswahlkriterium sein, weil auch alte Männer erstens noch genug Puste haben können, um einem damit zweitens so auf die Nerven zu gehen wie kaum ein Junger. Denn als altersmilde mag man Ted Milton (Jahrgang 1943) nur so lange betrachten, bis er dann auf der Bühne steht und sein Saxophon so zetern lässt in diesem ohrwatschenden minimalistischen Punkjazz, wie man ihn von seinem Trio Blurt bereits seit Ewigkeiten und den Achtziger Jahren her kennt. Sag Halsstarrigkeit dazu. Nenn es Konsequenz. Und das braucht man als gelegentliche Dosis wie einen Mark E. Smith und The Fall, was so in etwa die Liga ist von Blurt, die am Sonntag im Magnet antreten. Wenn es dann am Dienstag mit Agitation Free im Postbahnhof doch etwas milder gestimmt zugeht, liegt das schlicht daran, weil das eben bereits in den Siebzigern so angelegt war bei diesem Berliner Krautrock-Original unter anderem mit Lutz „Lüül“ Ulbrich (Jahrgang 1952), das sich wieder zusammen gefunden hat, um in lang ausgespielten Melodiebögen die musikalischen Wärmeströme aus den Pioniertagen deutscher Rockproduktion zu rekonstruieren. Von Elliott Sharp (Jahrgang 1951) schließlich hat man vom brachialen Blues über Hardcore-Minimalismus bis zur musikalischen Chaostheorie eigentlich schon alles gehört, was an Musik nur interessant sein kann. Ein Großmeister. Mindestens. Der im Rahmen der MaerzMusik am Donnerstag im Berghain mit dem Zeitkratzer Ensemble eine von John Cage inspirierte Komposition uraufführen wird.

■ Blurt: Magnet Club, So, 21 Uhr. 16 €

■ Agitation Free: Postbahnhof, Di, 20 Uhr. VVK: 22 €

■ Elliott Sharp: Berghain, Do, 22 Uhr. 15 €