BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNER
: Ich komm zurück nach Amarillo

Jan Feddersens Gastrokritik: Das „Amarillo“ in Friedenau hat sich auf Pfannkuchen amerikanischer Art spezialisiert: Das mögen Kinder gern

Das räumt Inhaber Othmar Novak unumwunden ein: Die Pfannkuchen mit Pepperoni, die gingen ja nicht so gut. Andererseits die Variante mit indisch anmutenden Zutaten – die werde gern bestellt. Der Mann vom Jahrgang 1959, nach vielen Jahren im Ausland seit Anfang der Neunziger wieder in Berlin und zunächst es mit einer Kochschule probierend, hatte nach einer Idee gesucht, die nach Coffeeshop schmeckt und andererseits ihm noch eine Marktlücke lässt.

Was lag näher, als auf Blaubeertörtchen („Hat doch jeder“) und New-Attac-Style wie im Starbuck’s zu verzichten – und eine Pancakeria zu eröffnen? Die Lage, so Nowak, sei 1 B – in der Rheinstraße trubelt es nicht gerade nach Geschäftsschluss, für den Walther-Schreiber-Platz reichte es vielleicht nicht.

Immerhin, sein Konzept geht fastfoodperspektivisch auf sättigende Art auf. Drinnen sieht es ein wenig wie in einem orangeakzentuierten Medizinlabor aus, helle Wände, lichter Tresen, apfelsinenfarbene Mauervorsprünge: Das ist eine Verneigung der wichtigsten Farbe der Saison. Nicht zu grell, irgendwie noch warm, dennoch nicht lichtschluckend. Nowak weiß gewinnend zu erläutern, dass schmecken möge, was schmecken kann. Die Pfannkuchen, deren Teig, schwört er, fettfrei ist, aber kalorienstark des Mehls wegen natürlich, werden in seiner Großküche zubereitet, an Ort und Stelle kommen nur noch frische Eier und Milch hinzu.

Uns gefiel der Indian-Pancake wie erwähnt auch optisch, etwas konventionelles Curry hinzugepudert, war es recht für den Hunger nebenbei. Der Kirsch-Pfannkuchen ist lecker, auch wenn die Früchte aus dem Glas zu kommen scheinen: Man hofft auf die Erntesaison. Die Bananenvariante ist bananig, die mit Apfel ein Gedicht. Alles gut sottiert – aber der Clou sind die Soßen, die eine aus Crème fraîche, eine andere mandelig, schließlich eine Karamellgeschichte und nicht zu vergessen die Mangosoße.

Nowak schwört, dass manche Soße nicht zu manchem Pfannkuchen passe, aber das stört uns nicht. So mundet die Toffee-Soße wirksam mit dem Bacon-Pancake: Man muss sich nur trauen.

Und nun noch die Getränke: Zu loben sind ein nonalkoholischer Caipirinha sowie ein Lassi-Getränk: indisch angehaucht, frisch und lecker. Der sogenannte Ayurvedische Kräutertee dagegen steht für Natur und Natürlichkeit, schmeckt aber fad .

Aber kann Nowak etwas dafür? Nein, er muss ein Geschäft leiten und einige Jobs sicher halten: Da dürfen die indischen Ticks gern gepflegt werden – Friedenau ist ja ein gutes Pflaster für so’n Gedöns. Also: Besser als McDonald’s und Subway, sowieso interessanter als jeder Döner – und absolut einen Besuch wert.

AMARILLO, Rheinstr. 32, 12161 Berlin, Fon (0 30) 85 75 78 99, Mo–Fr 9 bis 20 Uhr, Sa/So 10 bis 19 Uhr. Kleinste Portionen 80 Cent bis 1,30 Euro, die Fünferpancakevarianten 3,60–5,70 Euro; Soßen (30 bis 40 Cent) extra