Die CDU töpfert sich einen Kandidaten

Klaus Töpfer, Chef des UNO-Umweltprogramms, soll CDU-Kandidat für die Wahl 2006 werden. Nur will er nicht recht

Will er wirklich nicht – oder will er sich nur noch mehr bitten lassen? Klaus Töpfer, der Leiter des UN-Umweltprogramms in Nairobi, ist weiter als Spitzenkandidat seiner Partei für die Abgeordnetenhauswahl 2006 im Gespräch. CDU-Fraktionschef Nicolas Zimmer hat ihn am Wochenende erneut auf den Schild gehoben: „Töpfer kennt sich aus seiner Zeit als Umzugsbeauftragter der Regierung Kohl in der Hauptstadt gut aus und genießt in der Bevölkerung hohes Ansehen“, sagte Zimmer. Töpfer stehe auch für eine soziale Politik. „Wir sollten über diesen Namen daher länger nachdenken.“

Dagegen warnte der stellvertretende Landeschef und Vorsitzende des Kreisverbands Kreuzberg-Friedrichshain, Kurt Wansner, vor einer öffentlichen Diskussion über Namen: „Wir sollten jetzt nicht öffentlich diskutieren. Erst wird am 28. Mai der neue Landesvorsitzende gewählt, und dann spricht der mit dem Kandidaten.“ Er erinnerte an einen einstimmigen CDU-Vorstandsbeschluss, wonach nicht über Kandidaten geredet werden solle, weil diese sonst beschädigt werden könnten.

Neuer Landeschef soll der Europaabgeordnete Ingo Schmitt werden – und auch er lobte den Exbundesminister: „Klaus Töpfer ist ein interessanter Name. Er ist ein anerkannter Politiker mit einer engen Bindung an Berlin und genießt aufgrund seiner aktuellen Tätigkeit für die UNO weltweit Ansehen.“

Töpfer war bereits in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre von einflussreichen CDU-Kreisvorsitzenden als Nachfolger von Eberhard Diepgen ins Gespräch gebracht worden, zog damals aber den UN-Posten in Nairobi vor. Die Berliner CDU will ihren Spitzenkandidaten um die Jahreswende präsentieren. Töpfer hatte sich laut Medienberichten zu den Spekulationen abwiegelnd geäußert: „Ich habe viele Sorgen, aber das ist nicht meine Sorge.“

Auch FDP-Fraktionschef Martin Lindner hält Töpfer für einen aussichtsreichen Kandidaten: „Er ist sozial und ökologisch geprägt, würde damit auch den Grünen und der SPD Stimmen abnehmen.“ Vergiftet dagegen das Lob des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) für Töpfer: „Ich würde mich freuen, wenn er nach Berlin käme. Die CDU braucht einen guten Oppositionsführer.“ Die Suche der Union nach einem Spitzenkandidaten sei eine „Bankrotterklärung“. Er stimme der CDU zu, die selber weder den designierten Landesvorsitzenden Schmitt noch den Fraktionsvorsitzenden Zimmer für diesen Posten für geeignet halte. GES