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Der US-amerikanische Romanautor Tristan Egolf hat sich am 7. Mai das Leben genommen. Der 33-Jährige starb in seiner Wohnung an Schussverletzungen, die er sich selbst zugefügt hatte, wie der Gerichtsmediziner des Landkreises Lancaster im US-Staat Pennsylvania, Gary Kirchner, jetzt bestätigte.

Der Selbstmord ist wohl auf schwere Depressionen zurückzuführen, die Egolf in den letzten 18 Monaten plagten, meint ein Freund und Familientherapeut in Lancaster, Michael Hoober. Damit verliert Amerika eines seiner hoffnungsvollsten Talente: Als 27-Jähriger hatte Egolf seinen ersten Roman „Lord of the Barnyard: Killing the Fatted Calf and Arming the Aware in the Corn Belt“ veröffentlicht, und Kritiker verglichen ihn mit William Faulkner und John Steinbeck. Ironischerweise war das Manuskript zuvor von mehr als 70 Verlagen in den USA abgelehnt worden; erst der französische Verlag Gallimard brachte 1998 das Buch heraus. Der Autor war damals als Straßenmusiker in Paris und spielte in Punkbands wie „Doomed to Obscurity“. Auch sein zweiter Roman, die Liebesgeschichte „Skirt and the Fiddle“ von 2002, wurde etwa von der Londoner Times als „Werk von Substanz, Aussagekraft und Originalität“ hoch gelobt. Auf Deutsch sind seine beiden Romane mit den Titeln „Monument für John Kaltenbrunner“ und „Ich & Luise“ erschienen.

Egolf war in Pennsylvania als Kopf der Band Smoketown Six bekannt. Ihre Mitglieder hatten sich bei einem Besuch von US-Präsident George W. Bush im Juli bis auf die Unterwäsche ausgezogen und eine menschliche Pyramide gebildet, um gegen die skandalösen Folterungen im irakischen Gefängnis Abu Ghraib zu protestieren. Sie wurden festgenommen. Die Anklage wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses wurde fallen gelassen, Egolf und seine Mitstreiter klagten jedoch, weil sie durch die Festnahme ihre Bürgerrechte verletzt sahen.

Zuletzt arbeitete Egolf an seinem dritten Roman, „Kornwolf“, und an einer Bühnenfassung seines Romandebüts. Er hinterlässt eine Tochter und seine Lebensgefährtin.