Kein Grünen-Fresser

Thyssen-Krupp Betriebsrat versöhnt sich mit den Grünen

Wer Thomas Schlenz auf Jürgen Rüttgers anspricht, spürt die Wut des Konzernbetriebsratsvorsitzenden von Thyssen-Krupp. Was CDU und FDP vorhaben, sei das „Ende der Mitbestimmung“: „Wie sollen wir zukünftig mit denen reden können?“, fragt der Schichtmeister dann. Mitbestimmung heiße Mitbeteiligung auf gleicher Augenhöhe.

Um den schwarz-gelben Angriff auf die Gewerkschaften abzuwehren, macht Schlenz jetzt Wahlkampf – zur Not auch für die Grünen. Die seien „nicht nur industriefeindlich“. Beim grünen Länderrat im März hatte er die vom grünen Bundesumweltminister Jürgen Trittin angeschobenen Emissionshandel noch kritisiert, jetzt ist eine neue Zeit angebrochen: Betriebsräte und Grüne sieht er in einem „kritischen, konstruktiven Dialog“. Ohne Namen zu nennen, geht der gelernte Maschinenschlosser mit Bayer-Betriebsratschef Erhard Gripperich hart ins Gericht. Der sei „von Vorständen vereinnahmt“ worden: Im Namen des von Schlenz gegründeten Betriebsräteforums NRW hatte Gripperich gefordert, die Grünen müssten wegen ihrer „wirtschaftsfeindlichen Politik raus aus der Regierung.“

Jetzt hält Schlenz dagegen: „Wir Betriebsräte stehen zu Rot-Grün“. Seit 30 Jahren ist er Sozialdemokrat und einer der Erstunterzeichner der Wählerinitiative „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für Peer Steinbrück“. Auf den sei Verlass, glaubt der gebürtige Duisburger. Steinbrück stehe für die „soziale Gestaltung des Strukturwandels“ – wichtig für den Sohn eines Stahlarbeiters. Mit sieben Geschwistern wuchs er neben dem Thyssen-Stahlwerk in Meiderich auf.

Ein „verlässlicher Rahmen“, den brauche die Stahlindustrie, sagt Schlenz. Als Thyssen-Krupp-Aufsichtsrat trägt er Mitverantwortung für 100.000 Arbeitnehmer. Niemand müsse die Konkurrenz etwa aus Osteuropa angesichts auch dort steigender Löhne langfristig fürchten: „Dazu sind wir zu effizient, zu produktiv.“ ANDREAS WYPUTTA