Polizei filmte mutmaßlichen Kindermörder

Prozess in Stade: Lange vor seinem zweiten Mord erfassten Überwachungsvideos vom Tatort Marc Hoffmann

Die niedersächsische Polizei hat den wegen zweifachen Kindesmordes angeklagten Marc Hoffmann bereits lange vor seinem zweiten Verbrechen gefilmt. Die Videobänder wurden zunächst aber nicht ausgewertet. Der Sprecher der Sonderkommission Levke, Günter König-Kruse, bestätigte am Rande des dritten Verhandlungstages einen entsprechenden Bericht der Nordsee-Zeitung. „Diese Videos existieren“, so König-Kruse, ohne sich jedoch zu Details zu äußern.

Seit dem 9. Mai wird vor dem Landgericht Stade in der Strafsache Hoffmann verhandelt: Der 31-Jährige hatte gestanden, die achtjährigen Kinder Levke und Felix verschleppt, sexuell missbraucht und dann getötet zu haben (taz berichtete). Dem Zeitungsbericht zufolge soll Hoffmann am 11., 13. und 29. Juni auf den Parkplatz, auf dem er Levkes Ranzen und Jacke weggeworfen hatte, zurückgekehrt und dabei gefilmt worden sein. Schlüsse hat die Polizei daraus offenbar nicht gezogen. Von juristischer Bedeutung ist das vor allem für die Mutter des rund vier Monate später ermordeten Felix. Sie tritt in dem Verfahren als Nebenklägerin, vertreten durch den Bremerhavener Anwalt Walter Schmel auf.

Am Nachmittag sagte ein ehemaliger Zellengenosse Hoffmanns als Zeuge aus. Ihm soll der Angeklagte in der Untersuchungshaft von sechs weiteren Morden berichtet haben. Dazu wollte sich der 46-Jährige, gegen den wegen falscher Verdächtigung ermittelt wird, im Gerichtssaal aber nicht äußern. dpa/taz