Wer ist der bessere Religionslehrer?

Können Muslime das Fach Biblische Geschichte mit seiner christlichen Schwerpunktsetzung unterrichten? Aus Anlass eines aktuellen Falls ließen die Grünen streiten: Katholische und evangelische Kirche sagen nein, Religionslehrer hingegen ja

Bremen taz ■ Muss man Christ sein, um das Fach Biblische Geschichte unterrichten zu können? Die katholische und evangelische Kirche finden: ja. Alle anderen Zuständigen in Bremen fanden bisher: nein. Über den Charakter der Bremischen Sonderform des Religionsunterrichts „Biblischer Geschichtsunterricht“ (BGU, siehe Kasten) und über die Frage, ob auch Muslime dieses Fach lehren können, ließ gestern die Grüne Bürgerschaftsfraktion öffentlich streiten. Anlass für die Diskussion ist der aktuelle Fall einer muslimischen Lehramtsstudentin, der in Bremen das Referendariat im Fach BGU verwehrt worden war, weil sie mit Kopftuch unterrichten wollte – Grund der Ablehnung war das Kopftuch, nicht die Tatsache, dass die Studentin Muslima ist.

Das hätte jedoch anders ausgesehen, hätten die christlichen Kirchen mitreden dürfen. BGU mache aus, „dass der Unterrichtende etwas davon weiß, dass die Wirklichkeit des Christlichen nur im Glauben erfahren werden kann“, erklärte der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Louis-Ferdinand von Zobeltitz. Und: „Der Schüler soll wissen, dass der Unterrichtende im Haus der Religion, die er unterrichtet, auch zuhause ist.“ Ein Muslim sei allein durch seine Religionszugehörigkeit „nicht geeignet“, BGU zu unterrichten. Mit dieser Meinung stand von Zobeltitz, der sich auf ein Gutachten des Kirchenrechtlers Christoph Link beruft, ziemlich alleine da. Noch einsamer wurde es um ihn, als er erklärte: „Toleranz kann erst eingeübt werden, wenn jeder weiß, woher er kommt.“

Sein Konterpart auf dem Podium, der Religionslehrer und Lehrer-Ausbilder Manfred Spieß, hielt dem entgegen: „Für uns gilt allein die Professionalität“ – die aller Studierenden, ob christlich oder nicht. Zudem handle es sich um noch nicht einmal zehn von rund 300 BGU-Studierenden, die einen muslimischen oder alevitischen Hintergrund hätten und ihr Studium in den kommenden Jahren abschlössen. Zu viel Wind um zu wenig, findet Spieß: „Große Aufregung war nie förderlich für das Fach BGU – das Fach, das in Bremen den schwächsten Stand hat.“ Es gehe nicht darum, „ob der Unterrichtende christliche Werte nachprüfbar im Herzen trägt“, sondern darum, ob sich der Unterricht „mehr mit christlichen Themen als mit anderen beschäftigt“. Das müsse er laut Verfassung, und das sei bisherige Praxis: „Pädagogik kommt vor Theologie.“ sgi