Yukos-Urteil kommt in Raten

MOSKAU afp ■ Im Prozess gegen den russischen Ölmanager Michail Chodorkowski lässt die Verkündung des Strafmaßes auf sich warten. Das Moskauer Gericht vertagte die Verlesung des Urteils auf heute, nachdem es den ehemaligen Yukos-Chef gestern in dem ersten der elf Anklagepunkte für schuldig befunden hatte. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Chodorkowski und der Mitangeklagte Platon Lebedew auf unlautere Weise Anteile an einem Agrarinstitut erworben und somit Betrug begangen hatten. Chodorkowskis Verteidiger kritisierten die schleppende Prozedur. Sie rechnen auch für heute nicht mit der Verkündung des Strafmaßes. Der Prozess gegen den seit mehr als 18 Monaten inhaftierten Chodorkowski hatte vor 11 Monaten begonnen. In Russland sehen viele Kritiker das Verfahren als Racheakt des Kreml, weil Chodorkowski vor der Parlamentswahl 2003 Oppositionsparteien finanziell unterstützt und sich offen gegen die Politik von Präsident Wladimir Putin gestellt hatte. Dem einst reichsten Mann Russlands drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis und die Beschlagnahme seines Privatvermögens.