Hafen ohne Patrioten

HAPAG-LLOYD Experte äußert Zweifel an Aufstockung von Anteilen. Drei SPD-Abgeordnete befangen?

Die beabsichtigte Aufstockung ihrer Anteile an der Reederei Hapag-Lloyd bringe für Hamburg keinen nachweisbaren Nutzen. Diese Ansicht vertrat Philip Damas, Direktor der Drewry Shipping Consultants in London, am Dienstagabend in der Expertenanhörung vor dem Haushaltsausschuss der Bürgerschaft. „Der Hauptsitz von Hapag-Lloyd in Hamburg bleibt auch ohne neue Anteile gesichert“, erklärte er.

Damas war von der GAL nominiert worden. „Der Senat sollte global denken und lokal handeln – und nicht vor lauter Hafenpatriotismus die weltweite Lage der Branche ausblenden“, kommentierte deren Fraktionschef Jens Kerstan die Aussagen des international renommierten Schifffahrtsexperten.

Die Anhörung von sechs geladenen Fachleuten dient der Beurteilung der Absicht des SPD-Senats, den städtischen Anteil an der Reederei für 420 Millionen Euro zu erhöhen. Als größter Anteilseigner wolle die Stadt Firmensitz und Arbeitsplätze in Hamburg sichern, hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) Ende Februar den Deal begründet, der nächste Woche im Parlament beschlossen werden soll.

Dabei gerät die Drei-Stimmen-Mehrheit der SPD in Gefahr. Ihr Abgeordneter Erck Rickmers, im Hauptberuf Reeder, will aus Befangenheit nicht an der Abstimmung teilnehmen. Dies sollten auch die SPD-Parlamentarier und Hapag-Lloyd-Aufsichtsräte Wolfgang Rose und Arno Münster tun, fordert FDP-Fraktionschefin Katja Suding. Beide stünden „in einem klaren Interessenkonflikt“. Dann wäre die SPD ohne eigene Mehrheit auf die Zustimmung der Linkspartei angewiesen. SMV