Trockener, heißer, windiger, extremer

KLIMAWANDEL Wetterexperten sagen weniger Regen und mehr Stürme für Norddeutschland vorher

Es wird trockener, heißer und stürmischer in Norddeutschland. So lautet die übereinstimmende Prognose der Wetter- und Klimaforscher auf dem 7. Extremwetterkongress in Hamburg, der am Dienstag eröffnet wurde. Stürme, heftiger Regen und Überschwemmungen – extreme Wetterereignisse würden in den kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen. „Der Klimawandel schreitet voran“, stellte Frank Böttcher vom veranstaltenden Institut für Wetter- und Klimakommunikation klar.

In den nächsten 20 Jahren werden deshalb im Norden bis zu 20 Prozent weniger Niederschläge und eine deutliche Zunahme an Stürmen erwartet. Der Anstieg des Meeresspiegels wird unverändert mit etwa einem Meter bis zum Ende des Jahrhunderts vorhergesagt. Dabei hat sich die Zahl wetterbedingter Naturkatastrophen in Deutschland seit den 1970er Jahren bereits mehr als verdreifacht. Das geht aus Daten des weltweit größten Rückversicherers Munich Re hervor.

„Wir werden uns anpassen müssen“, sagte der Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes, Paul Becker. Ganz wichtig sei die Entwicklung von Warnsystemen, die Leben retten könnten. „Wie groß ist die Verwundbarkeit?“, fragte Martin Claußen, Direktor des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie.

Der Tsunami vor Japan und der GAU in Fukushima vor einem Jahr seien eine Mahnung, „das Unvorstellbare, aber naturwissenschaftlich Mögliche zu denken“, sagte Claußen. „Malen wir uns eine Serie von Nordwest-Orkanen aus zusammen mit einem Tsunami in der Nordsee“, sagte Claußen und fragt: „Wäre der Katastrophenschutz darauf vorbereitet? Wann bricht das Gesundheitssystem zusammen? Wann die digitalen Kommunikationssysteme?“

„Wir sollten realistisch fantasieren“, findet Claußen und schlug vor, deshalb auf dem nächsten Kongress 2013 „Szenarien für extreme Wetterereignisse zu entwickeln“. SMV

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