Fast Food ade: Gesundes Essen für dicke Kinder

Mit einer gemeinsamen Initiative wollen Schul- und Verbraucherministerium Kindern und Jugendlichen gesünderes Essen schmackhaft machen. Landesweit werden 30 Projekte gefördert. Lehrergewerkschaft GEW: „Der Ansatz ist gut, aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“

Viele Kinder in Nordrhein-Westfalen leiden an Übergewicht – schlechte Ernährungsgewohnheiten und mangelnde Bewegung sind die Ursache: „Jedes fünfte Kind ist fehlernährt und sieben bis acht Prozent der Kinder sind bereits an Fettleibigkeit erkrankt“, erklären Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn (Grüne) und die Ministerin für Schule, Jugend und Kinder, Ute Schäfer (SPD). Eine gesunde Ernährung sei gar nicht so einfach und müsse gelernt sein. Daher hat die Landesregierung nun eine Initiative gestartet, um gesunde Essgewohnheiten an Schulen und Kindertageseinrichtungen (Kitas) zu fördern.

„Während der Kindheit und Jugendzeit werden die Ernährungsgewohnheiten geprägt und Geschmacksvorlieben gebildet, die oft ein Leben lang beibehalten werden. Deshalb müssen wir zu den Kindern und Jugendlichen in die Kitas und Schulen gehen und ihnen zeigen, dass gesundes und naturbelassenes Essen sehr gut schmeckt“, so Höhn. Ernährungsunterricht allein reiche dennoch nicht aus, um bei den Kindern und Jugendlichen eine Verhaltensänderung herbeizuführen. „Fragen über Ernährung, Sicherheit und Bewegung dürfen nicht nur gelegentlich in einigen Unterrichtsstunden behandelt werden“, erklärte Schäfer. Auch der Kinderarzt Dr. Milde glaubt, dass die Ursachen komplex sind. „Durch Gameboy, Playstation und Fernsehen bewegen sich Kinder immer weniger. Ein zweites großes Problem liegt beim Fastfood.“ Dr. Milde befürwortet vorbeugende Maßnahmen gegen Übergewicht, da die Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt in jungen Jahren und Gelenkschmerzen sehr teuer seien. „In den Schulen anzufangen ist zwar gut, aber nicht ausreichend. Die Familie muss etwas tun.“

Das Verbraucherschutzministerium hat für 2005 insgesamt 200.000 Euro Finanzmittel bereit gestellt. Davon sollen Sach- und Personalausgaben für 30 kleinere Ernährungsprojekte, gefördert werden, um Kochausrüstungen anzuschaffen und Koch- und Ernährungskurse durchzuführen. Neue Erlebnis- und Begegnungsmöglichkeiten mit dem Thema „Essen und Trinken“ sollen entwickelt werden, um die praktischen Fähigkeiten im Umgang mit Lebensmitteln zu stärken. Um solch eine finanzielle Unterstützung zu erhalten, müssen sich die Schulen und Kitas entscheiden, ob sie sich für das Projekt bewerben wollen und dann einen Antrag beim Landesamt für Ernährungswirtschaft stellen.

Doch die stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Renate Boese, sieht die Initiative kritisch. Da es in NRW 6.700 Schulen und 9.800 Kindertagesstätten gebe und nur 30 Projekte mit bis zu je 6.500 Euro gefördert werden, könnten kaum mehr als 750 Kinder an solchen Projekten teilnehmen. Boese fordert deshalb, die jetzt gestartete Initiative zu nutzen, um „weitere Erfahrungen zu sammeln, und wenn sie erfolgreich ist, auf alle 1.400 offenen Ganztagsschulen in NRW auszuweiten“. Ohne solch einen Weitblick sei das Projekt zu begrenzt, so Boese. „Der Ansatz ist gut, aber es ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ RITA MARTENS