„Die Unentschlossenen entscheiden die Wahl“

Das sagt der Meinungsforscher: Für die taz analysiert Thomas Plitt, Geschäftsführer des Bonner Instituts Omniquest, das TV-Duell. Sein Fazit: Es gibt keinen eindeutigen Sieger, der Wahlausgang bleibt bis Sonntag weiter offen

Wer geglaubt hatte, nach dem TV-Duell einen eindeutigen Sieger zu erkennen, der hat sich getäuscht. Mediengerecht aufbereitet arbeiteten beide Kontrahenten ihre Stärken heraus. Peer Steinbrück fuhr auf der Sympathieschiene und versuchte, die zwar mit leicht arroganten Untertönen vorgetragene, aber sachliche Kompetenz von Jürgen Rüttgers zu überholen.

Das hat im wesentlichen auch funktioniert: Immerhin bescheinigten die direkt nach der Sendung befragten 1.055 nordrhein-westfälischen Wähler dies mit einem bemerkenswerten Bonus. Demnach schmolz der Vorsprung der CDU bei der obligatorischen Sonntagsfrage von elf auf sechs Prozent. Peer Steinbrück und seine Mannen konnten damit ein gutes Stück Boden gut machen.

Allerdings „stehen“ diese Annäherungswerte auf relativ dünnem Eis, denn diese Distanzverringerung beruht auf der größeren Sympathie und nicht auf der größeren Kompetenz von SPD-Ministerpräsident Steinbrück. Doch war dies wohl der richtige Weg, den noch großen Anteil Unentschlossener „wachzurütteln“. Rot-Grün müsste in der verbleibenden Zeit gewaltige Anstrengungen unternehmen, um am Sonntag entscheidend zu punkten. Aber Schwarz-Gelb darf dem nicht nachstehen, um den langsam zerrinnenden Vorsprung über die Ziellinie zu retten.

Eines ist allerdings sicher: Die Entscheidung, welcher Kandidat am kommenden Sonntag das Rennen macht, werden die knapp 14 Prozent der bisher noch Unentschlossenen tragen – und nicht diejenigen, die durch dieses TV-Duell einen Meinungswandel erfahren haben.