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gottschalk sagtEs werde Lichtmaschine

CHRISTIAN GOTTSCHALK: DIE KOLUMNE AM DONNERSTAG

Was wird eigentlich Pfingsten gefeiert? Weil ich die Einslive-Schnellpredigt gehört habe, weiß ich es: die Kirchengründung. „Gehet hin“, sagte der Heilige Geist, „bis zum Mittelalter habt ihr mächtig was vor. Weiter vorausplanen möchte ich im Moment nicht.“ Deshalb bedachte der Heilige Geist nicht, dass ein Herr Otto unbedingt einen Motor nach sich benennen wird wollen, Gottlieb Daimler den Mercedes erfindet und Henry Ford den Postfordismus. Wie sollte der Heilige Geist all das ahnen, der Messias trug ja stets die nach ihm benannten Sandalen – wie jeder weiß, musste Jesus latschen.

Aufgrund dieser Ereignisse wurden im 20. Jahrhundert nach Christi Geburt der ADAC gegründet, die Fordwerke in Köln gebaut und das WDR-Verkehrsstudio eingerichtet. Mit der Industrialisierung entstand das „lange Wochenende“, das im Prinzip das Ergebnis einer ungewöhnlichen Kooperation zwischen Kirche und Gewerkschaften ist. Mit der Entscheidung, seine Himmelfahrt auf einen Donnerstag zu legen, kann Jesus selber als Wegbereiter des „Brückentages“ gelten.

Heute treffen sich die Familien in ihren Kraftfahrzeugen am Freitag vor Pfingsten auf den Autobahnen der Republik, um innezuhalten. In bis zu 50 Kilometer langen Prozessionen mit zeitweiligem Stillstand preisen sie den Herrn. Sie rufen: „Herrgott nochmal, jedes Jahr dasselbe“ oder: „Leev Herjöttsche, dat kann dauern!“ Währenddessen klagt der heilige Christophorus. Schließlich hat sich das Verkehrsaufkommen, seit er seinen Job als Schutzpatron übernommen hat, vermilliardenfacht. Ihn zu entlasten, sendet die drittgrößte Religionsgemeinschaft Deutschlands gelbe Engel zu den Pilgern, mit ihnen Zündkerzen zu entzünden. Es werde Lichtmaschine.

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