Schnell zu Calexico!

Nachdem wir heute Abend unsere Glieder bei Kokolo ausgeschüttelt haben (siehe Aufmacher) können wir uns bei einem späten Sonntagsfrühstück auf das Konzert des Monats vorbereiten: Calexico sind am Sonntagabend (20 Uhr) im Schlachthof zu Gast, zum ersten Mal seit fast zehn Jahren.

Calexico, ein kleiner Ort an der Südgrenze der Vereinigten Staaten von Amerika, wo Kalifornien an Mexiko stößt – und der Name einer Band, die Traditionen, seit Jahrhunderten miteinander verwachsen, mit dem Wissen aufgeklärter Musiker des späten 20. Jahrhunderts reflektiert. „Es gibt eine Menge Gewürze in der Küche von Calexico“, sagt Joey Burns, der mit John Convertino den stabilen Kern von „Calexico“ bildet. „Nirgends auf der Welt ist der Himmel größer als über Arizona“, erzählte Joey Burns in einem Interview. „Die Lichtverhältnisse ändern sich ständig. Oft hat man das Gefühl, man könnte nach den Wolken greifen. Es ist sehr inspirierend, in Tucson zu leben.“ Nicht, dass Burns und Convertino in ihrer Wahlheimat so lokalpatriotisch geworden wären, dass sie Brauchtumspflege betrieben. Immer wieder greifen sie vielmehr auch auf musikalische Mittel zurück, die mit romantisch kargen Wildwest-Idyllen annähernd gar nichts zu tun haben.

Und auch lyrisch greifen sie immer wieder Themen aus dem Alltag auch des „kleinen Mannes“ (der bekanntlich auch eine große Frau sein kann) auf. Oft scheitern in ihren Songs Menschen bei dem Versuch, ihre Lebensumstände zu verbessern, und immer wieder spielt dabei der Grenzzaun zwischen den USA und Mexiko eine Rolle, in dessen Nähe Calexico liegt. Und wenn „Calexico“ gelegentlich Songs der Hardcore-Legende „The Minutemen“ spielen, dann wird darin die Verwurzelung der Musiker im Punk-Rock deutlich, die man ihnen zwar kaum je anhört, aber als Haltung allgegenwärtig ist.

Auf ihrem neuen Album „Carried To Dust“ verschmelzen sie die Rock-Tendenzen ihres letzten Albums „Garden Ruin“ und die Vielfalt des Vorgängers „Feast Of Wire“. Andreas Schnell