Legal, illegal – alle Drogen sind gefährlich

Weniger Herointote. Aber die Drogenbeauftragte der Regierung warnt vor Tabak, Alkohol und Cannabis

BERLIN taz ■ Bei Opiaten macht die Arbeit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Fortschritte. Mit 1.385 sei die Zahl der Drogentoten im Jahr 2004 so niedrig wie seit 1989 nicht mehr gewesen, sagte Marion Caspers-Merk gestern in ihrem Jahresbericht. Aber nicht nur harte Drogen sind ihr Zuständigkeitsbereich, sondern alles, was süchtig macht. Vor allem der Mischkonsum von Partydrogen, Alkohol und Cannabis macht ihr Sorgen.

Immerhin: Die 2004 eingeführte Steuer auf Alcopops zeigt offenbar erste Erfolge. Statt fast jedem dritten greift jetzt nur noch einer von sechs Teenagern monatlich zur hochprozentigen Alk-Brause. Dafür kiffen immer mehr Jugendliche – schon 7 Prozent der 12- bis 15-Jährigen, jeder fünfte zwischen 18 und 25 Jahren. Insgesamt 400.000 Menschen hätten ernste Probleme mit Cannabis, sagte Caspers-Merk. Die SPD-Politikerin beklagte, dass eine „sinnvolle Risikodiskussion“ versäumt worden sei. Sowohl die These von der „Einstiegsdroge“ in den Achtzigern sei falsch gewesen als auch die Betonung der Harmlosigkeit durch Prominente. In den Suchtberatungsstellen sei die Zahl der wegen Cannabis-Problemen Hilfe Suchenden von 2.500 im Jahr 1992 auf 14.700 gestiegen.

Die Forderungen Cannabis zu legalisieren seien von den Jugendorganisationen fast aller Parteien gefordert worden, sagte Caspers-Merk. Sie sieht darin den Hinweis, dass Jugendliche festgestellt hätten, dass ihre Drogen anders behandelt würden als die legalen Drogen der Eltern, obwohl sie ähnlich gefährlich sind. Die Beobachtung sei auch richtig. „Aber ich ziehe daraus einen anderen Schluss.“ Sie plädiert für eine Stigmatisierung aller Süchte. „Die Trennung von legal und illegal ergibt auch deswegen keinen Sinn, weil wir festgestellt haben, dass Jugendliche, die rauchen, eher Cannabis ausprobieren als Nichtraucher.“

Auch deshalb kämpft sie gegen den Tabak: „Rauchen muss uncool werden“. Die Angabe von Zusatzstoffen von Zigaretten sei hilfreich. „Aber das Problem beim Rauchen ist das Rauchen. Die Zusatzstoffe sind nur ein Nebenschauplatz.“ Caspers-Merk begrüßte die Erhöhung der Tabaksteuer und die Einrichtung rauchfreier Schulen. Ihr nächstes Ziel sind rauchfreie Krankenhäuser. SOLVEIG WRIGHT