K wie Kastendiek

Jörg Kastendiek ist der einzig verbliebene CDU-Kandidat für die Position des Wirtschaftssenators. SPD dementiert Gerüchte, sie dränge auf eine größere Senatsumbildung

bremen taz ■ Am Wochenende wird der CDU-Vorsitzende Bernd Neumann nach Bremen kommen. Bis dahin darf heftig spekuliert werden, wer Nachfolger des zurückgetretenen Peter Gloystein im Senat wird. Soll die CDU das Finanzressort bekommen und Ulrich Nußbaum mit dem Wirtschaftsressort das Amt bekommen, für das er ursprünglich im Gespräch war? Wird Jens Eckhoff Wirtschaftssenator und Bürgermeister, Helmut Pflugrad dafür Bausenator? Je wilder die Spekulationen blühen, desto absurder die Szenarien. Übrig bleibt nur eine realistische Variante und die heißt Jörg Kastendiek.

Nach der Absage von Wolfgang Schrörs und Patrick Wendisch läuft alles auf den CDU-Fraktionsvorsitzenden zu. Kastendiek habe als ehemaliger Sprecher für Kultur und Häfen genügend fachliches Profil für beide Positionen, sei auch innerparteilich vermittelbar, heißt es in der CDU-Fraktion.

In der Sitzung des Landesvorstands der SPD war von Siegfried Breuer aus Bremerhaven die Frage aufgeworfen worden, ob Nußbaum nicht ins Ressort Wirtschaft und Häfen wechseln sollte. Das lehnt der Betroffene aber ab. Ulrich Nußbaum, so sagt sein Sprecher, habe „Gefallen“ an seiner derzeitigen Rolle gefunden und wolle nicht „vor der Verantwortung weglaufen“. Auch die SPD-Fraktion, die manches Mal mit Nußbaum gestritten hatte, wäre dagegen, das Schlüsselressort Finanzen der CDU zu überlassen – zumal die fetten Jahre, in denen der Wirtschaftssenator die Sanierungsmilliarden zu verteilen hatte, vorbei sind. Im SPD-Landesvorstand konnte sich niemand mit der Idee einer Rochade anfreunden.

Mancher Sozialdemokrat äußerte aber seine Verärgerung über die CDU. „Peter Gloystein war nicht der erste personelle Fehlgriff von Bernd Neumann, diesmal muss der Kandidat passen“, sagt ein führender Sozialdemokrat. Auf der Sitzung des Landesvorstands sei auch debattiert worden, dass es andere Mehrheiten als die der Großen Koalition gebe. Die SPD habe es satt, Fehler der CDU ausbaden zu müssen. Zu mehr als einem kräftigen „Murren“ kam es aber nicht.

Henning Scherf hatte ausdrücklich betont, er habe mit der Suche der CDU nach einem neuen Wirtschaftssenator nichts zu tun, da müsse man die CDU fragen. Der SPD-Landesvorstand verlangte eine schnelle Entscheidung der CDU – noch vor der Bürgerschaftssitzung am kommenden Mittwoch.

Dazu ein Handy-Anruf beim mächtigen CDU-Vorsitzenden, der gestern im Ausland weilte: Wer ist der Kandidat? Leise flüstert Neumann, dass er in einer Sitzung sei. Er spreche erst intern, dann öffentlich. Ansonsten: kein Kommentar.

Kastendiek will sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen. Es bleibe dabei, dass der neue Wirtschaftssenator in der Juni-Sitzung des Parlaments vereidigt werden solle, konterte er auf die SPD-Forderung nach mehr Eile: „Qualität geht vor Eile.“

Wenn Kastendiek neuer Wirtschaftssenator wird, muss die CDU das Amt des Fraktionsvorsitzenden neu besetzen. „Gut möglich, dass aus der Riege der älteren Abgeordneten jemand als Korrektiv gegen die jüngeren Senatoren aufgestellt wird“, vermutet ein Kenner der Fraktion. Doch wer von den Älteren? Unter den „Jungen“ gibt es gleich zwei Namen, die gehandelt werden: Der seit zehn Jahren im Parlament vertretenen Catrin Hannken und Jörg Jäger wird diese Aufgabe zugetraut.

Am Montag tagt nicht nur der Landesvorstand, sonder auch – vorher – die CDU-Fraktion. Auf deren Tagesordnung steht bisher nur die (Wieder-)Wahl des Fraktionsvorstandes. Noch ist Jörg Kastendiek auch da der einzige Kandidat. ky/kawe