Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Wenn man mit dem Pop so im Wesentlichen mal durch ist und man sich längst in den Wiederholungsschleifen dreht, beginnt man vielleicht, sich auch mal für den Jazz zu interessieren. Nur um mal auf andere Gedanken zu kommen, und das Schöne auf diesem Terrain ist ja, dass Jazz mittlerweile alles sein kann und sogar irgendwie Pop. Wie bei dem Portico Quartet aus London, über das sich hymnische Besprechungen finden lassen, die dann in so Vergleichen gipfeln, dass man es hier mit den Radiohead des Jazz zu tun habe und ein „einzigartiger Sound“ zu hören sei. Wobei Letzteres vor allem an dem seltsamen und Hang geheißenen Perkussionsinstrument liegt, das von den Portico-Musikern eingesetzt wird und in etwa wie eine Steel Drum klingt. Was dann konsequent auch für eine minimal-inspirierte Musik genutzt wird, sehr Pop-affin, mit recht beherzten Freispielen zwischendurch. Schon nett und aus der Popperspektive durchaus, tja, unkonventionell. Aus einer etwas rigideren Jazzperspektive aber jetzt nicht wirklich außergewöhnlich. Da sind Rusconi schon ein härterer Knochen, ein Trio aus der Schweiz, gerade weil das mit einem Lounge-Jazz daherkommt und mit Keith-Jarrett-Klimpereien, als müsste ein Oscar Peterson besänftigt werden. Also wirklich böser Pop-Jazz. Zuckerwerk. Ein rechter Kitsch also, der wiederum mit anderem Kitsch (Krautrock-Hypnosen, Indierockgedengel) rüde zersägt wird, dass diese Zurichtung von Musik in so einer Abgefeimtheit doch wieder Schmackes hat und eine irritierende Halsstarrigkeit. Beide Bands spielen im HBC, das Portico Quartet am Dienstag, Rusconi am Mittwoch. Oder halt doch gleich the real thing, mit dem Jazz als Musikmusik, locker sich in die Reflexionsschleifen hinein und gleichzeitig wieder herausspielend. Hat man mit Tim Berne, einer aus der John-Zorn-Liga, am Montag im A-Trane.

■ Tim Berne: A-Trane, Mo, 22 Uhr

■ Portico Quartet: HBC, Di, 20 Uhr. 19 €

■ Rusconi: HBC, Mi, 21 Uhr. 14 €