Im Knast wegen angeblicher Fluchtgefahr

VERDÄCHTIGE Vier Personen sitzen wegen der Autobrände in U-Haft – drei gehören zur linken Szene

Eine Solidaritätsgruppe fordert die Freilassung von Alexandra R., ebenso ihre Anwältin

Es sind vier Verdächtige, die sich wegen vermeintlicher Autobrandstiftungen in Berlin inzwischen in Untersuchungshaft befinden. Drei von ihnen haben offenbar Verbindungen zur linken Szene.

Bereits seit dem 20. Mai sitzt Alexandra R. in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Pankow. Die 21-Jährige soll versucht haben, einen Mazda in der Liebigstraße in Friedrichshain mit Grillanzündern in Brand zu setzen. Nach ihrer Verhaftung wurde sie zunächst freigelassen – nach dem Auftauchen neuer Beweismittel kurz darauf aber wieder festgenommen. Die Polizei hatte einen Sprühkopf in ihrer Wohnung und passende Sprühdosen am Tatort gefunden.

Die U-Haft wird mit einer bestehenden Fluchtgefahr wegen einer zu erwartenden „mehrjährigen Freiheitsstrafe“ begründet. Inzwischen sind die Ermittlungen abgeschlossen, ein Verhandlungstermin steht noch aus. Eine Solidaritätsgruppe fordert die Freilassung von Alexandra R. Ebenso R.s Anwältin. Sie sagt, bei ihrer Mandantin spreche nichts für eine Fluchtgefahr. Sie habe eine Wohnung, sei nicht vorbestraft, sei regelmäßig ihrer Ausbildung nachgegangen und lebe zudem in einem festen sozialen Gefüge.

Die 21-Jährige ist Mitglied der antifaschistischen „Berliner Anti Nato Gruppe“ (BANG). Am 1. Mai 2008 hatte sie in Hamburg Steine auf eine Bank geworfen – und war zu Sozialstunden verurteilt worden. Noch zur diesjährigen Walpurgisnacht meldete sie ein Konzert gegen Kapitalismus am Boxhagener Platz mit an. Freunde bezeichnen sie als „überzeugte Kriegsgegnerin“.

Ebenfalls aus der linken Szene soll Christoph T. kommen. Der 22-jährige Pankower befindet sich seit dem 15. Juli in der JVA Moabit. Er steht im Verdacht, mit einem 20-jährigen Komplizen Mitte Juni einen VW-Passat in der Pettenkoferstraße, ebenfalls in Friedrichshain, mit Lampenöl in Brand gesetzt zu haben. Auch Christoph T. wurde zunächst freigelassen, nach Beschwerde der Staatsanwaltschaft aber wieder festgenommen. Begründung auch hier: Fluchtgefahr. Bei seiner Verhaftung soll der 22-Jährige Kleidung der „linken Szene“ getragen haben.

Der Niederländer Niels V. wurde am 12. Juni festgenommen – während der linksautonomen Action Weeks, zu der er eigens angereist sein soll. Der 24-Jährige soll zusammen mit einem 18-Jährigen einen Mercedes in der Kreuzberger Adalbertstraße in Brand gesetzt haben. Niels V. soll sich nach Polizeiangaben selbst der linken Szene zurechnen.

Keinen politischen Bezug scheint dagegen Grzegorz S. zu haben. Der 33-jährige Pole war Ende Mai verhaftet worden, nachdem er an zwei Autos in Mitte die Seitenscheiben eingeschlagen und brennbare Flüssigkeit in deren Innenräume geschüttet hatte. KONRAD LITSCHKO