PORTRÄT SAMI HYYPIÄ VON DANIEL THEWELEIT
: Stabilisator
Nach einer Stunde rutschte Sami Hyypiä ein Ball über den Scheitel. Eigentlich hatte der Innenverteidiger von Leverkusen beim 1:0-Sieg über Hoffenheim fehlerlos gespielt, seine Präsenz war beeindruckend, der Mann ist eine Autorität in der Luft und ein Ruhepol, wenn er den Ball am Fuß hat. Dann unterlief ihm dieser kleine Fauxpas, für einen Moment stockte dem Publikum der Atem, doch auch der verunglückte Ball landete bei einem Leverkusener Kollegen. Praktisch jede Defensivaktion beendete Hyypiä mit einem Ballgewinn, und dass Leverkusen am Ende des Spiels nicht ernsthaft unter Druck geriet, hatte wohl auch viel mit der Gelassenheit zu tun, die der Finne ausstrahlte.
Vielleicht entpuppt sich der ablösefreie Routinier, der zuletzt zehn Jahre beim FC Liverpool spielte, als wertvollster Neuzugang für die Leverkusener. „Sami ist nicht nur der Fels in der Brandung, sondern auch fußballerisch richtig stark“, lobte Sportdirektor Rudi Völler den Finnen, der auch in der Offensive gefährlich aufs Tor köpfte. Einmal kratzte Carlos Eduardo einen Kopfball des Innenverteidigers mit der Hand von der Linie, was die Schiedsrichter übersahen (siehe Kasten). Hyypiä selbst war das egal. „Solange wir gewinnen und die Defensive sauber halten, ist das eine tolle Sache.“
Hyypiä ist 35 Jahre alt, in Liverpool war er nur noch Ergänzungsspieler, und weil er noch zwei Jahre regelmäßig Fußball spielen will, die Reds aber so sehr liebt, dass er niemals gegen sie antreten möchte, blieb nur ein Wechsel ins Ausland. Diese günstige Gelegenheit ergriffen die Leverkusener. Zur Bayer-Elf, der es im vorigen Jahr an Erfahrung mangelte, passt Hyypiä perfekt, zumal noch nicht einmal ganz klar ist, ob er wirklich schlechter ist als noch vor ein paar Jahren. Den Vorwurf, er sei zu langsam geworden, entkräftete eine englische Zeitung in einem Abschiedstext: „Er hatte ja nie eine Schnelligkeit, die er hätte verlieren können.“ Hyypiä ist ein Fußballer, der mit Auge spielt, er ist schnell im Kopf, solche Typen können sich langsame Beine leisten.
