Atomprotest am Kap

Dortmunder Lieferung von nuklearen Brennkugeln nach Südafrika schlägt dort hohe Wellen: Initiativen protestieren gegen den Gefahren-Export

von ANNIKA JOERES

Südafrikanische UmweltschützerInnen protestieren gegen die Dortmunder Firma Uhde. Ein Bericht in der taz ruhr erreichte die AktivistInnen von Earth-Life in Kapstadt. Uhde liefert für 20 Millionen Euro Hilfs- und Nebenanlagen für eine Atomanlage in Südafrika. „Seit zwei Jahren kämpfen wir hier gegen die Atom-Pläne“, sagt Stefan Cramer aus Südafrika.

In Südafrikas Hauptstadt Pretoria soll ein Hochtemperaturreaktor (THTR) entstehen – das selbe System scheiterte in Hamm, es wies zu viele Sicherheitsmängel auf. ThyssenKrupp-Tochter Uhde will mit dem geplanten Atomkraftwerk nahe der Hauptstadt Pretoria nichts zu tun haben. „Wir liefern nur Dampf- und Druckluftsysteme für eine Kühlanlage“, sagt Sprecher Andreas Beckers. Was daraus dann in Afrika entstehe, müssten „die Leute da unten beantworten“.

AtomkraftgegnerInnen bezweifeln Uhdes Version. „Das sind zwei Seiten der selben Medaille“, sagt Horst Blume von der Bürgerinitiative Umweltschutz in Hamm. Er kämpfte jahrelang für das Abschalten des Atomkraftwerkes in seiner Nachbarschaft. Der THTR benötige zwei Komponenten: Den Reaktor selbst und seine Brennstoff-Fabrik. „Uhde kann sich nicht herausreden“, sagt Blume. Die Firma sei an der hochgefährlichen Materie beteiligt.

Uhde steht in einer langen Tradition deutscher Firmen, sagt der Bonner Autor Gottfried Wellmer. Er schrieb 2003 das Buch „Deutsches Kapital am Kap“. Deutsche Firmen schätzten Südafrika als Exportland, weil dort nur schwache Umweltgesetze gelten würden. Südafrika wiederum setze auf ausländische Unternehmen, um sich vor Boykotten zu schützen und Arbeitsplätze zu schaffen. Die Qualität der Lieferungen spiele keine Rolle. „Hiesige Firmen verkaufen ihre veralteten Technologien nach Afrika“, sagt Wellmer.

Einen ersten Erfolg haben die AktivistInnen von „Earth Life“ in Südafrika schon errungen: Der Oberste Gerichtshof in Kapstadt hat die Genehmigung für den Reaktorbau kassiert. Das Verfahren muss neu aufgerollt werden.