KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DIE FDP
: Vor der Zerreißprobe

Freundinnen sind sie nicht gerade, und sie werden das in absehbarer Zeit wohl auch kaum werden: Die beiden FDP-Führungsfrauen Sylvia Canel und Katja Suding. In einer traditionell über persönliche Befindlichkeiten zerstrittenen Partei ist das aber nichts Ungewöhnliches. Nach einer Phase relativer Ruhe ist wieder der krisenhafte Normalzustand erreicht.

Das hauchdünne Ergebnis der Vorstandswahl zeigt, dass sich in der FDP weiterhin zwei fast gleichstarke Lager gegenüberstehen. Insofern könnte die Kür von Canel zur neuen Parteichefin die Liberalen in eine neuerliche Zerreißprobe führen. Hätte sie verloren, wäre es aber kaum anders gewesen.

Bezeichnend ist, dass auf dem Parteitag bereits wieder munter intrigiert wurde. Canel habe nur Parteichefin werden wollen, um Ende des Jahres bei der Nominierung der Bundestagskandidaten bessere Karten zu haben, argwöhnten einige. Geschlossenheit sieht anders aus.

Allerdings ist die Lage für die FDP in Hamburgs kurzfristig noch entspannt. Bis Mitte Mai, bis nach den Wahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen, dürfte es ruhig bleiben. Deren Ausgang allerdings dürfte dann auch Auswirkungen auf die weitere Entwicklung an der Elbe haben.

Nach den jetzigen Prognosen wären das aber keine positiven Folgen.