Nicht Tische noch Bänke

Nicht, dass das Wetter es zwingend nahelegen würde – wer aber in Hamburg trotzdem einen zünftigen Biergarten nach bajuwarischer Art sucht, hat es ziemlich schwer

von Claudius Sedlmayr
und Heribert Huber

„Schreib‘ doch mal was Nettes zum Thema Biergärten in Hamburg“, sagte die zuständige Redakteurin, lächelte hintersinnig – oder war es teuflisch? – und machte sich auf und davon in den Urlaub. Biergärten? In Hamburg – einer Stadt, in der der „Franziskaner“ in Opernnähe das höchste der bajuwarischen Gastro-Gefühle darstellt?

Entstammt man Gefilden nahe oder gar südlich des so genannten Weißwurstäquators und ist folglich einen zünftigen Biergarten mit a Maß, a Zenzi und a Musi‘ g‘wohnt – was in etwa der gleichermaßen sprichwörtlichen wie problematischen Trias „Wein, Weib und Gesang“ entspricht –, dann reibt man sich in der stolzen Hansestadt schon heftig die Äuglein.

Tippt man dann dann gerstensaft- wie freiluftgierig das Wortdoppel „Biergarten“ und „Hamburg“ in eine marktgängige Suchmaschine ein, wird einem zum Beispiel eine hippe Bar am Neuen Pferdemarkt als Antwort ausgespuckt – nur, weil die Betreiber dort ein paar wackelige Tischchen vor die Tür gestellt haben. Und wenn der „Central Park“ (siehe links) – nicht nur als „Hamburgs größte Outdoor-Location“, sondern zudem als „die hanseatische Antwort auf ‚Augustiner‘ und ‚Hofbräuhaus‘“ angepriesen – natürlich auch einen „Biergarten“ enthalten soll, bleiben Zweifel an der Richtigkeit dieser Bezeichnung.

Die heimliche Sehnsucht von Neu-HamburgerInnen, die mit echten Biergärten sozialisiert worden sind, überkam jüngst übrigens selbst den Innensenator: Nachdem er in Alma Hoppes Lustspielhaus über fast drei Stunden den kabarettistischen Versuchen von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude gelauscht und sich dabei gerade mal an einem mickrigen Glas mit schnödem Pilsener festgehalten hatte, ächzte Udo Nagel beim Verlassen des Etablissements mit hängender Zunge: „So, jetzt brauch‘ i erst amoi a g‘scheit‘s Bier!“ Ob der zuletzt ja etwas glücklos erscheinende Exilmünchner es bekam und wo, ist nicht bekannt.

Empfohlen sei suchenden Südlichtern am ehesten wohl der Gang in den Stadtpark: Dort wirbt ein alteingesessenes Ausflugslokal mit dem vollmundigen Anspruch, „den größten Biergarten Hamburgs“ sein Eigen zu nennen. Und zumindest quantitativ dürfte das stimmen: 800 Plätze auf 8.000 m[2]sind ein anderer Schnack als am Neuen Pferdemarkt.