Das Toreschießen verlernt

2. BUNDESLIGA Nach einem 0:0 gegen Energie Cottbus verliert der FC St. Pauli den Anschluss an die Spitze

Ohne jede Kreativität im Spielzentrum rannten sich die Hamburger immer wieder an der massiven Cottbusser Deckung fest

Wer keine Tore schießt, kann nicht gewinnen – so lautet eine der banalsten „Fußballweisheiten“. Und da es den Akteuren des FC. St. Pauli erneut nicht gelang, vor heimischer Kulisse, den Ball im Netz unterzubringen, reichte es am Sonntag nur zu einem Pünktchen. Nach nur neun Toren in zehn Rückrundenpartien verlieren die Hamburger langsam den Anschluss an die Spitze.

„Bis zum Abschluss machen wir das gut, doch wir haben zur Zeit nicht die nötige Durchschlagskraft“, resümierte Trainer André Schubert das Unentschieden. Dabei hatte sein Team auf neu verlegtem Rasen stürmisch begonnen. Vor 23.500 Zuschauern hatten die Hamburger bereits nach 100 Sekunden eine Doppelchance durch Max Kruse und Fabian Boll, dessen Heber Cottbus-Torhüter Thorsten Kirschbaum gerade noch über die Latte lenken konnte.

In der Folge entwickelte sich ein munteres Spiel, in dem sich die Gäste nicht versteckten. Zwei Volleyabnahmen der Cottbusser Martin Fenin und Leonardo Bittencourt noch in der Anfangsphase zogen nur knapp am erneut von Benedikt Pliquett gehüteten Gehäuse vorbei.

Nach einer Viertelstunde aber schalteten beide Mannschaften einen Gang zurück. Bald ging aber dann doch wieder ein Raunen durchs Stadion, als Kirschbaum sich nach einem strammen Schuss von Patrick Funk ganz lang machen musste. Drei Minuten später verzog Stürmer Marius Ebbers aus spitzem Winkel eine Mini-Chance, seine einzige im ganzen Spiel und die letzte im ersten Durchgang.

Nach Beginn der zweiten Halbzeit dominierten erst mal die Cottbusser das Spiel, ohne jedoch größere Gefahr auszustrahlen. Nach nur zehn gespielten Minuten löste Schubert mit einem überraschenden Doppelwechsel – mit Funk und Kruse gingen zwei Aktivposten aus dem Spiel – Kopfschütteln bei vielen Zuschauern aus, die nicht ahnten, dass Kruse grippegeschwächt ins Spiel gegangen war.

Fortan ohne jede Kreativität im Spielzentrum rannten sich die Hamburger immer wieder an der massiven Cottbusser Deckung fest, während die Gäste versuchten, sporadisch zu kontern, die eigenen Angriffe aber nicht durchbrachten. Obwohl das Spiel zusehends verflachte, hätten die Hamburger aber noch gewinnen können: Eine missglückte Abwehr des Cottbussers Uwe Möhrle fiel Finn Bartels eine Viertelstunde vor Spielabpfiff vor die Füße, doch der Mittelfeldmann zielte knapp vorbei.

Nach nur einem Punkt in den vergangenen zwei Partien ist nun nur noch der Relegationsplatz für die Hamburger in Schlagweite, der zu zwei Aufstiegsfinals gegen den Erstligadrittletzten berechtigt. Dort thront derzeit Fortuna Düsseldorf, der nächste Gegner der Hamburger.

Und so setzt André Schubert seine ganzen Hoffnungen darauf, dass ausgerechnet bei den starken Rheinländern kommenden Montag „der Knoten platzt“ und viele eigene Tore den Sieg bescheren. Denn sollten die favorisierten Düsseldorfer das Spiel erwartungsgemäß gewinnen, dann kann er, das weiß Schubert, schon mal in aller Ruhe die kommende Zweitligasaison planen. MARCO CARINI