Fußpflege unter der Grasnarbe
: Oh wie schön ist das Rampenlicht

Er trägt zum schwarzen Kordanzug natürlich ein rosafarbenes Hemd: Bob Hanning hat sich für den großen Abgesang extra schick gemacht. Der letzte Knopf seines hübschen Oberhemdes steht selbstverständlich offen. Es ist Sonntag, kurz vor drei, beste Mittagsschlafzeit. Er könnte schon in einem Strandkorb auf Sylt sitzen und ein Gläschen Rotwein trinken, die Sonne genießen. Aber er steht im weiten Rund der Color Line Arena und lässt sich von 12.000 Zuschauern feiern. Gebräunt ist er trotzdem, leicht aber nur. Schließlich hat er keinen Urlaub gemacht, sondern verarbeitet – ein paar Tage auf Mallorca, dann mal wieder an der Hamburger Alster. Nicht die schlechtesten Plätze zum Nachdenken, wahrlich nicht. Lange hält es ein Bob Hanning nicht ohne die Öffentlichkeit aus. Auch auf Mallorca wurde die Mailbox regelmäßig abgehört, die Presse brav mit Zitaten versorgt. Eine Woche nach seinem Abgang saß er wieder in einem Fernsehstudio, beim Sportclub im NDR, einen Tag später als Kommentator für das DSF in einer Halle irgendwo in Deutschland.

Drei Wochen ist der kleine Zampano nicht mehr Chef auf der Bank der HSV-Handballer, doch von der Bildfläche verschwunden ist er nicht. Beinahe täglich kann er sein Antlitz in den Gazetten bewundern. Manches Mal greift er gar selbst in die Tasten. Seine Demission habe ihn zutiefst betroffen gemacht, ließ Bob Hanning durch seine Heim- und Hofzeitung, die Mopo, am Freitag verkünden. Liebenswürdigerweise hatte die ihm die Möglichkeit zum Kollektivdank an Hallenwarte, Busfahrer, Fans und Freunde gegeben: Ein ganz persönlicher Abschiedsbrief von Bob an alle. Hach, wie schön.

Er ist das gefundene Fressen für all die, die tagtäglich ihre Seiten mit Neuigkeiten aus der Welt der Sports füllen müssen. Mal wähnt man ihn als neuen Manager der Handballer von TuSEM Essen, dann gar als Sponsoren-Fänger für den FC St. Pauli. „Ich habe mich noch nicht entschieden“, kommentiert er die Frage nach seinem nächsten Job nur. Das Augenzwinkern kann er sich nicht verkneifen, das „Ich melde mich. Lass uns telefonieren“ auch nicht. Hanning gefällt sich in der Rolle des Stars, sichtlich.

Ob in der „Dunkelphase“ vor dem Spiel gegen den SC Magdeburg, diesen fünf Minuten, in denen der Spot auf ihn gerichtet ist, oder während der ersten Halbzeit, als die Objektive der Fotografen immer wieder auf den kleinen Mann in Reihe zwei gerichtet werden. Nur einer verabschiedet sich nicht von ihm: sein Gegenspieler, Vereinspräsident Andreas Rudolph.

Und während des Spiels? Eine kleine Taktikschulung für Aufsichtsratschef Michael Grollmann hier, ein Plausch mit Traberboss Jürgen Hunke da. Zwischendurch wird eine SMS getippt oder telefoniert. Fehlt der Gesprächsstoff, schaut er sich die Geschenke an, die man ihm vor dem Spiel in die Hand gedrückt hat. Am Montag fährt er nach Sylt, endlich Urlaub machen vom Verarbeiten, ein Gläschen Rotwein schlürfen, ab und zu die Mailbox abhören und die Raubtiere von der Presse füttern. Sylt, nicht der schlechteste Ort zum Urlauben, wahrlich nicht.