Die anachronistische Altonale

Trainshop: Wenn ein Bahnhof nicht mehr einfach Bahnhof heißt und das auch nur noch nebenbei ist

Der Bahnhof heißt nicht mehr einfach Bahnhof. „Bahnhof Altona – Shopping“ steht groß über dem Eingang zur neuen Halle, der Bahnhofs- und eben auch Einkaufshalle. Das Werbeplakat für das Stadtteilfest „Altonale“ an einem Seitenpfeiler kommt daneben nahezu anachronistisch daher. Es zeigt die Silhouette eines einsamen Artisten – Sinnbild des einstmals „alternativen“ Ottensen.

Natürlich bietet Ottensen auch jetzt noch kein Abbild der Hauptbahnhof-Wandelhalle in klein. Rund um den Bahnhof gibt es immer noch kleine Läden mit ausgewählten Waren, und der Anteil der Bioläden und Öko-Kinderklamottengeschäfte liegt zweifellos über dem Hamburger Durchschnitt. Aber was an Läden neu aufmacht, gehört fast durchweg einer Kette an oder ist Discounter.

Der neue Lebensmitteldiscounter Lidl im Tiefgeschoss des Bahnhofs ist selbst an einem durchschnittlichen Freitagmorgen voll, wie jede andere Filiale im Umkreis auch. Die anderen neuen Geschäfte müssen noch kräftig die Werbetrommel rühren. „Dürfen wir Sie zu einer Tasse Kaffee einladen“, fragt ein Verkäufer des „arco“-Kaffeeladens freundlich lächelnd und schenkt das Getränk aus einem Gerät aus, das aussieht wie eine Spritze für Insektengift.

Auch das Angebot im benachbarten Einkaufszentrum Mercado hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Das Kaufhaus „C&A“ ist jetzt dort, wo früher ein teurer Laden Wohnaccessoires anbot. Der Klamottenladen „Cecil“ hat die Verkaufsfläche des früher stets menschenleeren Benetton übernommen. Es gibt keinen Juwelier, aber Plastikschmuck von Bijou Brigitte.

So scheint sich zumindest die Befürchtung der Mercado-GegnerInnen aus den frühen 90ern nicht zu bestätigen, das Einkaufszentrum werde nur für wohlhabende ElbanwohnerInnen attraktiv sein. ee