Solidarisieren und Vernetzen
Solidarisieren: SODI

„Die Flugzeuge kamen immer morgens...“ so der Titel der Ausstellung über die Opfer von Agent Orange in Vietnam. Zwischen 1963 und 1970 wurden innerhalb der Operation „Ranch Hand“ (Bauernhilfe) mehr als 6000 Einsätze durch die US-Streitkräfte geflogen, in denen das Entlaubungsmittel auf Wälder gesprüht wurde. Auch Ackerflächen wurden mit dem dioxinhaltigen Herbizid bespritzt, um der einheimische Bevölkerung die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Akute Folgen waren schwere Vergiftungserscheinungen bis zum Schock. „Wer sich nicht gleich in Sicherheit bringen konnten, starb nach kurzer Zeit“, so ein Augenzeuge. Die vietnamesische Bevölkerung leidet bis heute unter den Langzeitfolgen, wie Früh- und Fehlgeburten, Missbildungen bei Ungeborenen und Immunschwäche. Eine noch immer steigende Zahl von mittlerweile 3 Millionen Vietnamesen ist Opfer von Agent Orange. Das darin enthaltene giftigste aller Dioxine (TCDD) ist nur schwer abbaubar. Die Umwelt ist in weiten Teilen bis heute schwer geschädigt, die Nahrungskette auf lange Zeit verseucht. Initiator der Ausstellung, die noch bis zum 22. August in den Räumen der Neuköllner Galerie Olga Benario zu sehen ist, ist der der Solidaritätsdienst-international e.V. (SODI). Fotos und Texttafeln dokumentieren das Schicksal einzelner Familien sowie Selbsthilfeprojekte – wie Brunnenbauten, Hilfe zur Existenzsicherung oder Rehabilitationsprogramme. Teile dieses Programms wurden schon nach dem Krieg durch das Solidaritätskomitee der DDR aufgebaut, deren Rechtsnachfolge der Verein 1990 angetreten hatte. Ein wichtiger Teil dieses Projektes ist eine Unterschriftenkampagne, mit der eine Zivilklage auf Entschädigungszahlungen der Opfer vor US-Gerichten unterstützt wird. Die ersten 20.000 wurden am 10. August am Brandenburger Tor anlässlich des Internationalen Tages für Agent Orange Opfer den Herstellerfirmen übergeben – darunter Monsanto. Maßgeblich für die Konstituierung und Entwicklung von SODI waren die Mitwirkung am ostdeutschen „Entwicklungspolitischen Runden Tisch“ sowie der Wille der Mitglieder und Spender, sich im vereinigten Deutschland für internationale Solidarität zu engagieren. In zahlreichen Ländern hat der Verein Selbsthilfeprogramme ins Leben gerufen. Dabei wird stets mit einheimischen Organisationen zusammen gearbeitet. Wichtigste Einsatzgebiete sind das südliche Afrika, Vietnam, Laos und Kambodscha sowie Lateinamerika. In den letzten Jahren geht es bei SODI zunehmend um Kampagnenarbeit. Besonderes Engagement gilt der Entfernung von Landminen, Kampagnen für die Entschuldung armer Länder sowie der Bewegung für Kontrollen der Finanzmärkte.

■ SODI – Solidaritätsdienst-international e. V., www.sodi.de

■ Fotoausstellung: Agent Orange , 6. 8.–22. 8. 2009, Galerie Olga Benario, Richardstr. 104, 12043 Berlin

Vernetzen : BER e.V. / INKOTA

Für viele kleinere NRO ist die Durchsetzung ihrer Interessen alleine nur schwer zu realisieren. Zudem war man in Berlin seit 1996 von massiven Kürzungen im Landeshaushalt betroffen. 1998 schlossen sich deshalb verschiedene entwicklungspolitische Organisationen zur Arbeitsgemeinschaft „Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag“ (BER e. V.) zusammen. Hauptziel des Netzwerkes ist eine gemeinsame Interessenvertretung nach außen, sowie die Koordination der Mitglieder nach innen. Zurzeit zählt das Netzwerk 70 Mitglieder – unter anderem auch SODI. Dabei handelt es sich überwiegend um Organisationen aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit im Süden, Bildungsarbeit, Kommunale Projekte, Migrations- und Integrationsarbeit sowie Menschenrechte. Der Verband bündelt gemeinsame Ziele und stellt politische Forderungen an das Land. Ein in der Öffentlichkeit noch relativ unbekanntes Mitglied ist INKOTA-netzwerk e.V. Der ökumenische Verein entstand vor 30 Jahren aus einem Zusammenschluss von Studenten in Halle und versteht sich als Netzwerk politischer Basisgruppen. Der wachsende Verein organisiert vor allem Kampagnen, um Druck auf politische Entscheidungsträger und global agierende Unternehmen auszuüben. In den Projektländern wird mit Partnerorganisationen zusammengearbeitet. Finanzierungen werden in Deutschland akquiriert. INKOTA ist an globalen Kampagnen wie etwa „Clean Clothes“ (Kampagne für faire Arbeitsbedingungen weltweit) beteiligt. Durch Recherchen und Öffentlichkeitsarbeit und Protestformen wie Flashmobs und Online-Aktionen wurden Sportartikel-Giganten wie Adidas bereits erfolgreich dazu gedrängt, sich öffentlich für ihr Handeln zu rechtfertigen.

ANTONIA HERRSCHER

■ Diese und weitere Termine auf www.bewegung.taz.de, www.ber-ev.de, www.inkota.de