kurzkritik
: Robinsons Bremen

„Hier gelt’ ich nichts, und würde gern was gelten“, behauptete Joachim Ringelnatz in einem Gedicht über Bremen, allerdings war er anno 1824 auch nur drei Tage in der Stadt. Bremen gilt nicht gerade als literarische Metropole, große Verlage sucht man in der Hansestadt vergebens.

Dennoch hat Kirsten Steppat einige Schriftsteller und Lyriker ausgegraben und zu einem „literarischen Stadtrundgang“ zusammen getragen. Allesamt weisen sie einen mehr oder minder schwachen Bezug zu Bremen auf. Heinrich Heine gehört dazu, Peter Weiss und Friedrich Engels, auch Daniel Defoes Robinson Crusoe darf hier nicht fehlen – selbst wenn nur dessen Vater als Bremer gehandelt wird. Sven Regener? Fehlanzeige.

Eineinhalb Stunden lang schlendern rund 15 überwiegend ältere Semester vom Polizeihaus in den Ratskeller und am Roland vorbei weiter zur Schlachte. Andächtig hören sie zu, wenn die Kulturwissenschaftlerin mit ausdrucksvollen Augen und starker Stimme kurze Textpassagen vorträgt. Eifrig zücken sie ihre mitgebrachten Blöcke, wenn ein neuer Name fällt. Eine kurze Entdeckungsreise für Bildungsbürger. Und für solche, die es werden wollen. Jan Zier

Nächste Touren am 23. Juni, 22. September, 06. Oktober, Start jeweils um 16 Uhr am Eingang der Zentralbibliothek (Am Wall 201)