Streit um den Strand

Neben dem Café Sand soll ein Beach Club entstehen, der die Fähren besser auslastet. Kleingärtner wie Beiräte Neustadt und Östliche Vorstadt fürchten Dreck und Krach. Sie kündigen Widerstand an

240 Parzellisten haben gegen den Beach Club unterschrieben

Bremen taz ■ Stranddemokraten gegen Cocktailschlürfer: Der geplante Beach Club neben dem Café Sand ist Zielscheibe vereinter Kritik der Beiräte vom Viertel und aus der Neustadt. Am Donnerstag wollen sich beide Beiräte in einer gemeinsamen Sitzung über die Pläne informieren – und ihren Unmut gemeinsam bekunden. 800 Quadratmeter am anderen Ende des Weserstrandes vom Café Sand sollen mit Liegestühlen, Cocktails und trendiger Musik mediterranes Club-Flair verbreiten. Die Eventagentur Lite Life, die schon den Beach Club auf dem Parkhaus Mitte an der Pelzerstraße betreibt, soll das sandige Trink-Ereignis neben dem Café Sand organisieren. Sie wäre damit eine Art Untermieterin des Café Sand, das den gesamten Strand gepachtet hat und nun einen Teil gerne abgeben würde.

Das für die Genehmigung zuständige Stadtplanungsamt hat derzeit wenig Bedenken gegen das Projekt, sofern für Müll, Lärm und Fäkalien Lösungen gefunden werden, die niemanden stören, und freier Zugang zum Club garantiert werde. Die Behörde will aber die Argumente der Beiräte „vernünftig würdigen“, so der Sprecher des Bauressorts, Holger Bruns.

Diese Argumente sind zum Teil die gleichen, mit denen schon Anwohner des ersten Bremer Beach Clubs auf dem Teerhof die inzwischen abgebrannte Sommerkneipe angegriffen haben: zu viel Lärm, zu viel Dreck, zu viel Volk.

Die Beiräte fürchten aber vor allem um den freien Zugang zum Strand, der durch eine Strandbar empfindlich eingeschränkt würde. „Wir lehnen nicht den Beach Club als solches ab“, betont Monika Heuss, die für die Grünen im Beirat Mitte sitzt, „nur wollen wir ihn nicht an dieser Stelle.“ Mit fast denselben Worten sagt das auch die Sprecherin des Neustädter Beirats Susanne Martens (SPD). Beide verweisen auf einen zweiten geplanten Beach Club: Die Betreiber des Pumpenhauses an der umgedrehten Kommode wollen in Kürze auch eine Sommerkneipe der sandigen Art errichten: gegen diesen Beach Club sei nichts einzuwenden, so die Beirätinnen. Der Uferabschnitt sei längst nicht so attraktiv wie der Sandstrand und Anwohner seien auch weiter weg.

Die Beiräte haben zudem die Unterstützung der Kleingärtner, die mit der Strandbar ein Mehr an Müll und Pipi in ihren Hecken befürchten. Dem Beirat Neustadt seien 240 Parzellisten-Unterschriften gegen das Projekt übergeben worden, so Susanne Martens.

Einzige Befürworterin des Beach Clubs am Sandstrand unter den Beiräten ist die Neustädter CDU: „Die Tatsache, dass wir in einer Großstadt leben, rechtfertigt die Gegebenheit, dass entsprechende Einrichtungen mit ihren verschiedenen Konzepten werben dürfen“, so Beiratsfraktionssprecher Markus Haacke. Der gefürchtete Ansturm am Café Sand werde sich angesichts des zweiten Beach Clubs relativieren, außerdem seien nur zehn Prozent der Strandfläche mit Strandclub belegt – der Rest biete immer noch genug Platz für alle.

Seine Parteikollegin von der anderen Weserseite, Viola Mull von der CDU Mitte, gehört allerdings zur breiten Front der Ablehner. Sie verweist auf die Anwohnersorgen um Lärm und einen zugeparkten Osterdeich. Dass sie damit anderer Meinung ist als ihre Partei auf der gegenüber liegenden Weserseite, sei eben so, sagt Mull: „In der Neustadt gibt es andere Interessen als bei uns.“

Der Inhaber des Café Sand scheint ein bisschen genervt angesichts all der Kritik. „Mir ist die Aufregung unverständlich“, sagt Dieter Stratmann, zugleich Besitzer der Hal Över-Fähren. Er würde die Fähren gerne besser auslasten oder gar erweitern. Und er würde gerne anderes Publikum an den Strand ziehen, über die typischen Café-Sand-Gänger, Familien mit Kindern, hinaus.

Zwar können die Beiräte rein rechtlich die neue Strandbar nicht verhindern. Aber sie sind anzuhören. Und sollten sie nicht einverstanden sein, dann folgt ein Schlichtungsgespräch. Die ersten warmen Tage würde die Bar so wohl auf jeden Fall verpassen. sgi

Gemeinsame Sitzung der Beiräte Mitte und Neustadt am Donnerstag, 26. Mai, in der Gaststätte „Zum Kuhhirten“ auf dem Stadtwerder, 19.30 Uhr